Verfälscht Umgebungslärm Blutdruckmesswerte?

(kib) Der „Weißkitteleffekt“ lässt Blutdruckwerte in der Arztpraxis höher ausfallen als bei der Messung zu Hause. Auch Umgebungslärm soll die Werte beeinflussen. Doch stimmt das wirklich? In einer amerikanischen Studie wurde das untersucht.

10.02.2025

Senior blickt in die Kamera und hält Zeigefinger vor den Mund
© Foto: Doc Rabe Media / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Leitliniengerecht sollte der Blutdruck in einer möglichst ruhigen Umgebung gemessen werden. Doch die Ergebnisse einer Untersuchung von Epidemiologen der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, Maryland, relativieren diese Vorgaben nun.

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Laut versus leise

Für ihre Studie im Crossover-Design stellten die Forscher verschiedene Szenarien nach, die sich anhand der Umgebung sowie der Umgebungsgeräusche unterschieden.

Die Hypothese lautete: Der in einem lauten, öffentlichen Raum gemessene Blutdruck ist im Vergleich zu einem ruhigen, privaten Raum höher, und die Verwendung von Ohrstöpseln in lauter Umgebung verringert die Diskrepanz.

Konkret wurden 108 Personen aus Baltimore und Umgebung rekrutiert, die ihren Blutdruck nacheinander unter drei verschiedenen Bedingungen selbst messen sollten:

  • in einem privaten, ruhigen Büro (Referenzmessung; durchschnittlicher Geräuschpegel 37 dB)
  • in einer lauten, öffentlichen Umgebung (Lebensmittelmarkt in der Stadt; durchschnittlicher Geräuschpegel 74 dB)
  • in derselben lauten, öffentlichen Umgebung mit Ohrstöpseln

Die Reihenfolge, in der die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Szenarien durchliefen, wurde nach dem Zufallsprinzip festgelegt. Endpunkte waren die jeweiligen mittleren systolischen und diastolischen Blutdruckwerte sowie die Unterschiede der beiden Messungen im öffentlichen Raum (laut, leise) im Vergleich zum privaten, ruhigen Umfeld.

Die mittleren Blutdruckwerte betrugen:

  • 128,9 bzw. 74,2 mmHg in ruhiger, privater Umgebung
  • 128,3 bzw. 75,9 mmHg in öffentlich, lauter Umgebung
  • 129,0 bzw. 75,7 mmHg in öffentlich, leiser Umgebung

Die Ergebnisse zeigen, dass die in der Öffentlichkeit gemessenen Blutdruckwerte gegenüber den im privaten Umfeld gemessenen lediglich minimale, nicht signifikante Unterschiede aufweisen.

Sollten sich die Ergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, stünde Screening-Messungen in Einkaufszentren, Sportstätten oder Schulen nichts mehr im Weg, formulieren die Forschenden. Allerdings müsse die Diagnose Hypertonie anschließend bei allen Personen, bei denen erhöhte Blutdruckwerte gemessen wurden, in einer medizinischen Einrichtung überprüft werden – dann unter standardisierten Bedingungen.

Quelle: Ärzte Zeitung

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