Vitamin D3: Gefährliche Überdosierung bei einem Säugling
Bei dem kleinen Patienten, der wegen Gewichtsabnahme (-7 % in 3 Wo.), Austrocknung (Exsikkose) und Bewusstseinsstörungen (Vigilanzminderung) auf die Intensivstation kam, wurde eine ausgeprägte chronische Vitamin-D-Intoxikation mit Hyperkalziämie und Nephrokalzinose diagnostiziert.
Wie die Eltern auf Nachfrage erklärten, hatte der Säugling zunächst die ärztlich verordnete Vitamin-D3-Prophylaxe erhalten. Dann wurde das Kind aber auf Anraten von Freunden auf ein hochkonzentriertes Vitamin-D-haltiges Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet umgestellt. Seit etwa fünf Monaten erhielt der Junge täglich 40 Tropfen (40 000 IE) Vitamin D.
Empfohlene Dosierung
Zum Vergleich: Zur Vorbeugung einer Vitamin-D-Mangel-Rachitis wird für alle Säuglinge in Deutschland zusätzlich zur Vitamin-D-Zufuhr mit Muttermilch oder Säuglingsnahrung eine orale Supplementierung mit 400 – 500 IE Vitamin D3 pro Tag (10 – 25 µg) bis zum zweiten erlebten Frühsommer mit dann höherer UV-Exposition und Vitamin-D-Eigensynthese empfohlen. Je nach Geburtszeitpunkt also für die Dauer von 1 bis 1,5 Jahren. Die Vitamin-D3-Gabe sollte kombiniert mit der Fluoridprophylaxe erfolgen.
Frühgeborene sollten in den ersten Lebensmonaten eine tägliche Zufuhr von 800 – 1000 IE Vitamin D per os (bzw. 60 – 400 IE/d parenteral) erhalten. Als höchste sichere tägliche Zufuhr gelten bei Säuglingen 25 – 35 µg/d, wobei dieser Wert deutlich über dem eigentlichen physiologischen Bedarf liegt. Für ältere Kinder und Erwachsene gelten andere Werte.
Nahrungsergänzungsmittel sind nicht harmlos
Der Fallbericht veranschaulicht die Risiken einer Vitamin-D3-Überdosierung bei Säuglingen. Auch vermeintlich harmlose, freiverkäufliche Vitamin-D3-haltige Nahrungsergänzungsmittel können Risiken bergen, insbesondere bei hoher Dosierung beziehungsweise hoher Konzentration. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen sollten Vitamin-D3-haltige Arzneimittel gemäß der Produktinformation angewendet werden.
Bei Nahrungsergänzungsmitteln sollten ebenfalls die Verzehrsempfehlungen beziehungsweise die altersspezifischen sicheren Zufuhrmengen der European Food Safety Agency eingehalten werden. Hochkonzentrierte Flüssigzubereitungen von Vitamin D3 sollten aus Sicht der AkdÄ wegen der Gefahr akzidenteller Überdosierungen insbesondere bei Kindern vermieden werden.
Quelle: AkdÄ