Vogelgrippe-Virus besorgt Infektiologen

(juk/kib) Die Vogelgrippe-Fälle in den USA versetzen Infektiologen in Alarmzustand. Anders als bei COVID-19 wäre die Welt auf eine H5N1-Pandemie jedoch gut vorbereitet: Musterimpfstoffe liegen schon bereit, Medikamente existieren ebenfalls.

10.07.2024

Kuh im Stall schaut in die Kamera
© Foto: Fotolyse / stock.adobe.com
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Die rasche Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus Typ H5N1 in US-amerikanischen Rinderbeständen nährt die Sorge vor einer neuen Pandemie. Da schon lange mit einer weltweiten Influenza-Welle gerechnet wird, ist der Gesundheitssektor – anders als bei COVID-19 – jedoch besser gerüstet: dank existierender Musterimpfstoffe und Medikamente.

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Vier Fälle bei Menschen

Vier bestätigte Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen gibt es bisher in den USA. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung fand nicht statt. Angesteckt hatten sich in allen Fällen Farmmitarbeiter, die beim Melken mit infizierten Milchkühen in Kontakt gekommen waren. Die Krankheitsverläufe waren stets milde, beschränkten sich offenbar auf Bindehautentzündungen.

Prof. Leif Erik Sander, Direktor der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin an der Berliner Charité, führte das in einem Pressegespräch am 09. Juli auf die Übertragung mittels Schmierinfektion zurück. Sollte das H5N1-Virus in Zukunft allerdings auch an die Zellen der oberen Atemwege andocken, sei es möglich, dass Infektionen bei Menschen für schwerere Krankheitsverläufe sorgen.

Risikoreicher enger Kontakt mit Nutztieren

Das Vogelgrippe-Virus verbreitet sich seit langer Zeit in Wildvogelbeständen, in jüngster Zeit sind auch Säugetiere betroffen. Dass nun wie in den USA auch Rinder mit H5N1 infiziert sind, bezeichnete Sander als besorgniserregend. Der enge Kontakt der Nutztiere mit Menschen berge besonders die Gefahr, dass sich H5N1 mit anderen Influenzaviren vermische und dadurch die Übertragbarkeit erhöhe.

Für Rinder gebe es bisher noch keinen Impfstoff, „da man sie nicht auf dem Radar hatte für aviäre Influenza“, so Sander. Für Menschen dagegen existieren schon Musterimpfstoffe. Sie müssten im Falle eines Ausbruches angepasst, Produktionskapazitäten entsprechend hochgefahren werden.

Jüngst erhielt das Pharmaunternehmen Moderna von der US-Regierung 176 Millionen Dollar für die Entwicklung einer Vogelgrippe-Vakzin auf mRNA-Basis. Sander verwies auch auf die Grippemedikamente, die bei H5N1-Infektionen ebenfalls wirksam sein sollten.

Die Rinderbestände in den USA bezeichnete der Infektiologe als riesigen Inkubator, in dem sich das Virus in großen Mengen verbreiten und adaptieren könne. Deshalb sei es wichtig, die Ausbreitung der Vogelgrippe endlich einzudämmen, so Sander.

Quelle: Ärzte Zeitung

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