Volkskrankheit Fettleber

(thm/kib) Zwei von drei Diabetikern haben eine Fettleber. Doch nicht nur sie. Die Volkskrankheit bedarf generell erhöhter Aufmerksamkeit, so ein Gastroenterologe beim Praxis Update Allgemeinmedizin, das dieses Jahr aufgrund der COVID-19-Pandemie digital stattfand.

18.09.2020

Lage der Leber im 3D-Modell
© Foto: Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com
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Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) wird bislang in ihrer gesundheitlichen Bedeutung unterschätzt. „Sie ist weltweit auf dem Vormarsch, Gegenmaßnahmen sind dringend indiziert“, sagte der Aschaffenburger Gastroenterologe Professor Wolfgang Fischbach auf der Veranstaltung.

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Die NAFLD ist weltweit inzwischen die häufigste Ursache für erhöhte Leberwerte sowie die häufigste Ursache für Lebertransplantationen. Eine besondere Risikogruppe sind Patienten mit Diabetes mellitus: In Europa haben 68 Prozent der Diabetespatienten eine NAFLD, mehr als jeder dritte hat eine NASH (nicht-alkoholische Steatohepatitis) und bei fast jedem fünften liegt bereits eine fortgeschrittene Leberfibrose vor.

„Die Fettleber führt nicht nur zu Zirrhose und hepatozellulärem Karzinom, sondern sie wird heute als Multisystemerkrankung verstanden“, betonte Fischbach. Sie sei zum Beispiel mit kardiovaskulären und chronischen Nierenerkrankungen, mit Schlafapnoe, Psoriasis und anderen Krankheiten assoziiert.

Die Diagnose der Fettleber ist relativ einfach per Sonografie möglich. Die europäische Leberliga EASL empfiehlt, Patienten über 50 Jahre zumindest einmal sonografisch zu screenen, auf jeden Fall aber Patienten mit metabolischem Syndrom oder mit Adipositas dahingehend zu untersuchen.

Die Sonografie erlaubt keine Differenzierung zwischen NAFLD und NASH. Dafür sind die laborchemischen Leberwerte entscheidend. Zusätzlich sollte die Hepatitis-Ausschlussdiagnostik erfolgen und auf mögliche Autoimmunerkrankungen untersucht werden.

Weniger Zucker, weniger gesättigte Fettsäuren

Eine Maßnahme gegen die weltweit rasche Zunahme der NAFLD sei das Vermeiden von Übergewicht, und zwar bereits in der Kindheit. Das Rezept lautet: weniger Zucker, weniger gesättigte Fettsäuren!

Bei Jungen zwischen 11 und 16 Jahren mit histologisch gesicherter Steatose führte die Reduktion freien Zuckers, wie er über bestimmte Nahrungsmittel und Fruchtsäfte zugeführt wird, innerhalb von acht Wochen zur Besserung des Leberbefundes bei sinkenden Transaminase-Werten. Bei Übergewicht und Fettleber wirke sich bereits eine Gewichtsreduktion um fünf bis zehn Prozent günstig auf die NAFLD aus, betonte Fischbach.

Sogar eine bestehende Leberfibrose lasse sich rückgängig machen. Weitere Empfehlungen: körperliche Aktivität für vier bis sechs Stunden pro Woche und ein Rauchstopp.

Quelle: Ärzte Zeitung

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