Von der Notpraline zum Weihnachtsrenner
Rohstoffe waren in den 1930er Jahren teuer und die Kundschaft für exquisite Süßigkeiten wurde auch immer rarer. Wendler dachte über eine Praline für Jedermann nach und begann zu experimentieren, und zwar mit einer ungewöhnlichen Zutat: Lebkuchen, darauf eine Schicht Fruchtgelee und eine Schicht Marzipan – in Zeiten von Knappheit auch Persipan, das aus Aprikosen- oder Pfirsichkernen statt Mandeln hergestellt wird.
Damit seine neue Praline auch so aussieht und schmeckt wie eine, überzieht er sie mit Schokolade. Der Dominostein ist geboren. Der Siegeszug von Wendlers Notpraline nimmt mit der Nahrungsmittel- und Rohstoffknappheit im Zweiten Weltkrieg richtig Fahrt auf. Heute ist das beliebte Naschwerk aus der Adventszeit nicht mehr wegzudenken. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie entfallen acht Prozent der saisonalen Herbstgebäcke auf Dominosteine.
Selbstverständlich haben Dominosteine auch ihren Platz in den Leitsätzen für Feine Backwaren der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission. Die Leitsätze sind keine Rechtsvorschriften, sondern ergänzen diese als antizipierte sachverständige Gutachten. Sie werden deshalb auch von Herstellern, Handel und Lebensmittelüberwachung als Bewertungsgrundlage für Lebensmittel herangezogen.
Die Leitsätze unterscheiden Dominosteine, Feine Dominosteine oder Dessert-Dominosteine sowie Feinste Dominosteine. Feine Dominosteine sind definitionsgemäß solche, die außer einer oder mehreren Schichten Braunen Lebkuchens mindestens eine Lage aus Zubereitungen aus Früchten oder Fruchterzeugnissen und mindestens eine Lage aus Marzipan oder Persipan haben. Bei Feinsten Dominosteinen bestehen die Lagen ausschließlich aus Zubereitungen aus Früchten oder Fruchterzeugnissen und Marzipan.
Quelle: Bundeszentrum für Ernährung