Vorsorgen. Schützen. Impfen. Europäische Impfwoche 2021

(kib) In diesem Jahr findet die Europäische Impfwoche vom 26. April bis zum 2. Mai statt. Für Isabel de la Mata, Hauptberaterin der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission, ist die Europäische Impfwoche eine gute Gelegenheit, die Botschaft „Impfen rettet Menschenleben“ zu verbreiten. Im Interview erklärt sie unter anderem, warum sie Impfungen als einen „Akt der Solidarität“ sieht.

26.04.2021

Asiatische Frau zieht Spritze mit Impfstoff auf
© Foto: Olaf Krüger / imageBROKER / mauritius images (Symbolbild mit Fotomodell)
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Die Initiatoren der Europäischen Impfwoche möchten Eltern und Betreuer, Gesundheitsberufe, politische Entscheidungsträger und Medien für die Bedeutung von Impfungen sensibilisieren, um dadurch höhere Durchimpfungsraten zu erreichen. Im einem von der Europäischen Kommission bereitgestellten und redaktionell leicht gekürzten Interview gibt Isabel de la Mata (IdlM) Antworten darauf, warum Menschen auf Impfstoffe vertrauen sollten und ob COVID-19 reguläre Impfprogramme unterbrochen hat.

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Warum sollten die Menschen genau wie Sie auf die Sicherheit von Impfungen vertrauen?

IdlM: Impfstoffe werden, wie alle Arzneimittel, erst dann von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für den Einsatz in der EU zugelassen, wenn sie sich als sicher und wirksam erweisen und einen wirklichen Mehrwert haben. Dazu werden sie einem strengen Verfahren unterzogen, das klinische Prüfungen, wissenschaftliche Analysen und die Kontrolle aller Daten durch zahlreiche Personen beinhaltet.

Alle Arzneimittel, also auch Impfstoffe, haben Nebenwirkungen, doch sind diese gegenüber der Erkrankung, die sie verhindern sollen, vernachlässigbar. Ein Impfstoff geriet kürzlich im Hinblick auf einen möglichen Zusammenhang mit einem seltenen Blutgerinnungsproblem in die Kritik. Dieses extreme, aber sehr seltene Phänomen trat in sechs Fällen pro Million Impfdosen auf, wurde entdeckt und untersucht. An diesem Beispiel lässt sich verdeutlichen, wie unser Pharmakovigilanzsystem funktioniert: Trotz ihrer Besonderheit und Seltenheit wurden die Ereignisse zur Kenntnis genommen und analysiert, damit die EMA eine klare, wissenschaftlich fundierte Empfehlung zur sicheren und wirksamen Verwendung des betreffenden Impfstoffs abgeben konnte. Auch nach der Zulassung überwacht die EMA die Sicherheit von Impfstoffen, um sicherzustellen, dass der Gesamtnutzen eines Impfstoffs die Risiken überwiegt.

Diese und weiterführende Informationen sind auf der Website der EMA einfach zugänglich. Vollständige Transparenz fördert das wechselseitige Vertrauen.

Wir wissen seit Jahrzehnten, dass Impfstoffe wirken. Denken Sie an frühere Generationen: Noch in den 1960er Jahren kosteten Pocken, Masern und Polio die Gesundheit oder sogar das Leben zahlreicher Kinder. Doch die Impfungen für Kinder wurden Opfer ihres eigenen Erfolgs. Die von ihnen verhüteten Krankheiten wurden so selten, dass manche Menschen fälschlicherweise annahmen, Impfungen seien nicht mehr erforderlich. In den letzten Jahren haben wir einen unnötigen und tragischen Anstieg von durch Impfung vermeidbaren Krankheiten wie Masern erlebt.

Dossier Impfen

Schon vor der Corona-Pandemie war der Wissenschaft klar: Impfungen können Leben retten, eine Herdenschutzwirkung aufbauen, indirekt die Wirksamkeit von Antibiotika erhöhen und Krankheiten ausrotten. Das Dossier fasst interessante Artikel zu Impfstoffen gegen COVID-19, Influenza oder Masern zusammen.

 

Wie gewährleistet die Kommission, dass alle Zugang zu genauen Informationen haben?

IdlM: Impfskepsis ist kein neues Phänomen. Die COVID-19-Pandemie hat jedoch die Komplexität der Impfskepsis und die Zusammenhänge mit der Verbreitung von Falschinformationen offengelegt. Dies gibt uns die Möglichkeit, wirkliche Probleme anzusprechen und die Fakten vorzustellen.

Die Kommission unterhält eine spezielle Website zum Thema Sichere Corona-Impfstoffe für die Menschen in Europa und arbeitet eng mit der EMA, dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, den EU-Mitgliedstaaten, Faktenprüfungsorganisationen, Plattformen der sozialen Medien usw. zusammen, um allen Menschen Zugang zu genauen Informationen über Impfungen und andere wichtige Fragen der öffentlichen Gesundheit zu ermöglichen. Sie wird auch während der Europäischen Impfwoche das Bewusstsein für die Vorteile von Impfungen schärfen und das kürzlich ins Leben gerufene Europäische Impfinformationsportal vorstellen.

Hat COVID-19 die regulären Impfprogramme unterbrochen?

IdlM: 2020 waren die Gesundheitsdienste bei der Bekämpfung der Pandemie überlastet, und einige mussten aufgrund der zahlreichen COVID-19-Patienten ihre Ressourcen umdisponieren und teilweise auch aus den Impfprogrammen abziehen. Mittlerweile hat sich die Situation jedoch normalisiert.

Doch dürfen wir nicht vergessen, das laut WHO-Angaben fast 20 Millionen Kinder weltweit nicht die benötigten Impfungen erhalten, und dass viele Menschen lebenswichtige Impfstoffe in der Jugend, im Erwachsenenalter und im hohen Alter verpassen. Für einen optimalen Gesundheitsschutz müssen Impfungen stets auf dem neuesten Stand sein.

Derzeit liegt der Schwerpunkt auf COVID-19-Impfungen: Erhalten andere Impfprogramme dadurch weniger Aufmerksamkeit?

IdlM: Ja. Andererseits hat die Pandemie die Menschen dafür sensibilisiert, wie lebenswichtig Impfungen sein können. Dies kann sie dazu veranlassen, gegen andere Krankheiten geimpft zu werden und auch ihre Kinder impfen zu lassen. COVID-19 hat die Menschen gezwungen, sich intensiv mit ihrer Gesundheit zu befassen. So haben viele sich für eine gesündere Lebensweise entschieden, zu der auch regelmäßige Impfungen als Prävention gehören können. Wir hoffen, dass sich dieser Trend auch nach der Pandemie fortsetzt.

Warum haben Sie Impfungen als einen „Akt der Solidarität“ bezeichnet?

IdlM: Wenn Sie sich selbst impfen lassen, erwerben Sie Immunität. Wenn außerdem genügend andere Menschen geimpft sind, kann deren Immunität auch die Menschen schützen, die nicht geimpft werden können, zum Beispiel weil sie an einer Immunschwäche leiden oder keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten haben. Krankheitserreger können nicht mehr übertragen werden, wenn sie keinen ungeschützten Wirt vorfinden. Deshalb ist Ihre Impfung ein Akt der Solidarität – eine Impfung ist das Beste, das Sie zur Eindämmung übertragbarer Krankheiten tun können.

Quelle: Europäische Kommission

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