Warum Migräneattacken häufig mit der Menstruation auftreten

(kib) Werden Frauen von Migräneattacken heimgesucht, passiert das häufig kurz vor oder während der Monatsblutung. Ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin ist den Gründen dafür auf die Spur gekommen.

03.03.2023

Frau hält Tampon
© Foto: PeopleImages / Getty Images / iStock
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Hormonschwankungen stehen mit Migräneattacken in Zusammenhang. Wie genau, ist allerdings noch immer größtenteils unklar. Nun haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine mögliche Erklärung gefunden.

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Botenstoff CGRP von Bedeutung

Wie es in einer Mitteilung heißt, gibt es Hinweise aus dem Tiermodell, dass Schwankungen des Östrogenspiegels zu einer verstärkten Freisetzung des Entzündungsbotenstoffs CGRP im Gehirn führen. CGRP steht für Calcitonin Gene-Related Peptide und ist eine körpereigene Substanz, die bei Migräne vermehrt ausgeschüttet wird und die Blutgefäße im Gehirn stark erweitert. Dadurch entsteht eine Entzündungsreaktion, die einer der Gründe für die starken Kopfschmerzen bei Migräne sein könnte.

Erhöhter CGRP-Spiegel während der Menstruation

Anhand von insgesamt 180 Frauen prüfte die Forschungsgruppe, ob der Zusammenhang zwischen weiblichen Hormonen und der Ausschüttung von CGRP auch beim Menschen besteht. Dazu bestimmte sie bei Migränepatientinnen zweimal im Verlauf des Zyklus den CGRP-Spiegel, und zwar während der Monatsblutung und zum Zeitpunkt des Eisprungs.

Ein Vergleich mit Frauen ohne Migräne belegte: Während der Menstruation ist die Konzentration an CGRP bei Migränebetroffenen deutlich höher als bei den gesunden Probandinnen. „Wenn also der Östrogenspiegel zur Einleitung der Periode sinkt, schütten die Migränepatientinnen vermehrt CGRP aus“, beschreiben die Forschenden ihre Ergebnisse. Dies ist aus ihrer Sicht eine mögliche Erklärung dafür, warum Migräneattacken häufig kurz vor und während der Monatsblutung auftreten.

Bei Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, gibt es kaum Schwankungen des Östrogenspiegels. Wie die Forschenden in der aktuellen Studie nachwiesen, verändert sich auch die CGRP-Konzentration im Verlauf des „künstlichen Zyklus“ nicht und ist bei Migränepatientinnen vergleichbar mit der gesunder Frauen. Ähnliches beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei Frauen, die die Wechseljahre abgeschlossen hatten.

„Auch wenn diese Daten noch durch größere Studien bestätigt werden müssen: Sie deuten darauf hin, dass beim Menschen die Freisetzung von CGRP abhängig vom hormonellen Zustand ist“, resümieren die Forschenden. Tatsächlich könne die Einnahme oraler Kontrazeptiva und das Ende der Wechseljahre manchen Migränepatientinnen Linderung verschaffen. Allerdings gibt es Frauen, die auch ohne Hormonschwankungen Migräne bekommen. Die Forschenden vermuten, dass bei ihnen andere Prozesse im Körper eine Rolle bei der Entstehung einer Attacke spielen. Denn CGRP ist nicht das einzige entzündliche Peptid, das Migräne auslösen kann.

CGRP-Inhibitoren

Aufgrund der zentralen Funktion von CGRP in der Migräneentstehung sind in den letzten Jahren neue Medikamente entwickelt worden, die CGRP-Inhibitoren. Sie richten sich gegen den Botenstoff.

Hier ist nun aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessant, herauszufinden, ob CGRP-Inhibitoren bei verschiedenen hormonellen Zuständen eine unterschiedliche Wirkung haben. Und wäre es zum Beispiel sinnvoll, diese Medikamente zyklusabhängig zu verabreichen? Das müssten weitere Studien klären.

Quelle: IDW

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