Was empfiehlt die neue Fieber-S3-Leitlinie?
Bislang gibt es in Deutschland keine (AWMF-)Leitlinie zum symptomatischen Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen. Daher existieren hinsichtlich des Umgangs mit fieberhaften Zuständen sowie dem Zeitpunkt und der Form einer notwendigen Fiebersenkung sowie einer weiteren Therapie keine einheitlichen Vorgaben.
Daher wurde im November 2020 die Erstellung einer S3-Leitlinie Ambulantes Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen angemeldet. Die Leitlinie soll zum 01. November 2024 fertig sein. Eine Veröffentlichung steht kurz bevor, hieß es dazu auch auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Mannheim. Leitlinien-Koordinator Professor David Martin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, gab einen Vorabüberblick über einige Empfehlungen.
Wann muss Fieber gesenkt werden?
Je nach Methode kann die gemessene Temperatur unterschiedlich sein. Im Ohr ist die Fiebermessung ähnlich präzise wie rektal, bei Messungen im Mund, an der Stirn und Achsel liegt die Temperatur etwas niedriger und zeigt eine größere Bandbreite.
Eltern sollen daher ermutigt werden, sich nicht nur an Zahlen zu orientieren, sondern die Temperatur auch subjektiv einzuschätzen, so Martin. Denn es hänge auch von der allgemeinen Beeinträchtigung ab, ob fiebersenkende Medikamente indiziert sind. Bei zuvor gesunden Kindern und Jugendlichen besteht der Leitlinie zufolge keine Notwendigkeit, das Fieber allein wegen der Höhe der Temperatur zu senken.
Wann weist Fieber auf eine schwere Infektion hin?
Fieber sollte immer im Zusammenhang mit dem Allgemeinzustand und Warnzeichen interpretiert werden. Zu den Warnzeichen zählen insbesondere Bewusstseinsstörungen, Berührungsempfindlichkeit, starke Schmerzen, schrilles Schreiben, Hauteinblutungen, Austrocknung, ein schwerkrankes Kind oder eine Fieberdauer von mehr als drei Tagen.
Kinder unter drei Monaten sollten bereits sorgfältig untersucht werden, wenn die rektale Temperatur 38 Grad Celsius beträgt.
Was kann Eltern geraten werden?
Eltern sollten ihrem Kind regelmäßig Flüssigkeit und bei Appetit leichte Kost anbieten sowie einen ungestörten Schlaf ermöglichen.
Die Arbeit des Immunsystems benötige viel Energie, sagte Martin. Sport, geistige Anstrengung oder auch schweres Essen sollten bei Fieber daher vermieden werden.
Die Umgebungstemperatur sollte angenehm sein. Bei Frieren im Fieberanstieg sollte eine Wärmeversorgung beispielsweise durch zusätzliches Zudecken erfolgen, die bei Schwitzen wieder reduziert werden sollte.
Wadenwickel können durchgeführt werden, wenn sich fiebernde Kinder und Jugendliche unwohl fühlen und Hände sowie Füße warm sind. Die Wickel sollten jedoch nicht zu kalt, sondern besser körperwarm sein, riet Martin.
Wichtig sei zudem, dass Bezugspersonen durch liebevolle Zuwendung und Empathie Ruhe und Sicherheit vermitteln.
Quelle: springermedizin.de