Weiblicher Zyklus hat unerwartete Folgen
Die Organe des weiblichen Fortpflanzungstraktes unterliegen während jedes Monatszyklus einem umfassenden Umbau. Das ist beim Menschen genauso wie bei anderen Säugetieren, bei denen dies als „Östruszyklus“ bezeichnet werden.
Die Länge des Zyklus variiert von Spezies zu Spezies, das ist bekannt. Doch die Auswirkungen auf Eierstock, Eileiter, Gebärmutter und -hals sind nur wenig erforscht. Daher hat das Team des Deutschen Krebsforschungszentrums nun an Mäusen systematisch die Veränderungen der Genaktivität und der Morphologie in jeder Phase des Zyklus in allen betroffenen Organen untersucht – auf der Ebenen einzelner Zellen und in räumlicher Auflösung.
Bindegewebszellen spielen zentrale Rolle
Die Ergebnisse zeigen, dass Bindegewebszellen eine zentrale und sehr organspezifische Rolle beim Umbau des Fortpflanzungstraktes spielen: Sie steuern die Reorganisation der extrazellulären Matrix und Entzündungsreaktionen.
Viele physiologische reproduktive Ereignisse wie Eisprung, Menstruation oder Einnistung der befruchteten Eizelle weisen charakteristische Anzeichen einer Entzündung auf. Die molekularen Signalwege und -moleküle, die diese Entzündung aufrechterhalten, stammen großenteils von Bindegewebszellen, einer der Hauptquellen für entzündungsfördernde Botenstoffe.
Ein Merkmal des weiblichen Fortpflanzungstrakts ist seine Fähigkeit, diese zyklisch auftretenden Entzündungen zunächst rasch zu beseitigen und eine normale Fortpflanzungsfunktion wiederherzustellen. Nicht abklingende Entzündungen, in Verbindung mit anderen Alterserscheinungen, können jedoch chronifizieren und zur Fibrose führen, heißt es in der Mitteilung.
Modell zeigt Chronifizierung
Anhand ihrer Ergebnisse entwickeln die Forschenden ein Modell, in dem der wiederholte Umbau des reproduktiven Trakts über die reproduktive Lebensspanne hinweg eine allmähliche, altersbedingte Entwicklung von Fibrose und chronischen Entzündungen vorantreibt.
Diese Hypothese konnten sie direkt testen, indem sie den Östruszyklus bei weiblichen Mäusen mit Medikamenten ausschalteten. Diese Zyklusblockade verringerte die fortschreitende Fibrose, während andere Alterungsprozesse weiterhin normal abliefen.
Mögliche Erklärung für erhöhtes Krebsrisiko
„Beim Menschen steht eine höhere Anzahl von Menstruationszyklen im Leben mit einem höheren Risiko für Gebärmutterkrebs in Verbindung. Wenn chronische Entzündungen und Fibrose auch bei Frauen mit der Anzahl der Zyklen zunehmen, so könnte dies zu einem erhöhten Krebsrisiko beitragen“, heißt es in der Mitteilung.
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum