Wenn Medikamente Kopfschmerzen verursachen
Der Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln ist auch unter der Abkürzung MOH bekannt. Die drei Buchstaben stehen für Medication Overuse Headache. Die weltweite Prävalenz liegt zwischen 0,7 und einem Prozent.
Per Definition spricht man von MOH, wenn an über 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen auftreten und diese über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mit einem oder mehreren Schmerzmedikamenten behandelt werden. Für Triptane ist die Einnahme an mehr als zehn Tagen im Monat zur Diagnosestellung Voraussetzung.
MOH-Risikofaktoren
Die wichtigsten Risikofaktoren für einen MOH sind, so führt es die Leitlinie aus, vorbestehende primäre Kopfschmerzen, z. B. Migräne oder Kopfschmerz vom Spannungstyp, weibliches Geschlecht, mehr als zehn Kopfschmerztage pro Monat, niedriger sozialer Status, andere chronische Schmerzerkrankungen, Stress, körperliche Inaktivität, Übergewicht, Rauchen, abhängiges Verhalten und psychiatrische Erkrankungen wie Depression oder Angsterkrankung.
Die wichtigsten Empfehlungen
Des Weiteren gibt die Leitlinie ein Update zur Therapie, die in mehreren Stufen erfolgen sollte. Die Erfolgsrate einer solchen gestuften Therapie beträgt nach sechs bis zwölf Monaten etwa 50 bis 70 Prozent. Vor allem bei Patienten mit Opioid-Übergebrauch bestehe eine hohe Rückfallrate. Die Stufen umfassen:
- Aufklärung der Patienten mit Übergebrauch von Medikamenten oder mit MOH. Sie sollten über die Beziehung zwischen häufiger Einnahme von symptomatischer Kopfschmerzmedikation und Chronifizierung der Kopfschmerzen aufgeklärt werden. Ziel ist, die Einnahme von Akutmedikation zu reduzieren und zu limitieren.
- In einem zweiten Schritt sollte bei Patienten mit Migräne und MOH eine Prophylaxe initiiert werden. Topiramat, Onabotulinumtoxin A und die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor können auch während eines bestehenden Medikamentenübergebrauchs wirksam sein.
- Bei Patienten mit Kopfschmerz vom Spannungstyp erfolgt die medikamentöse Prophylaxe mit Amitriptylin. Die medikamentöse Prophylaxe soll durch nicht medikamentöse Maßnahmen ergänzt werden.
- Sind diese beiden Schritte nicht erfolgreich, erfolgt alternativ eine Medikamentenpause, wobei diese je nach Konstellation ambulant, tagesklinisch oder stationär durchgeführt werden sollte.
- Bei Betroffenen mit Kopfschmerz durch Übergebrauch von Opioiden sollte eine stationäre Entzugsbehandlung durchgeführt werden.
- Zur Behandlung von Entzugssymptomen oder Kopfschmerzen während der Medikamentenpause werden trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika (Antiemetika) und die Gabe von Steroiden empfohlen.
Wichtig ist zudem eine konsequente Schulung der Patienten und die weitere engmaschige Betreuung. So lasse sich das Rückfallrisiko verringern.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie