Werbung verdoppelt Konsum von Fast Food
Für die Studie wurden die Familien ein Jahr lang begleitet. Die Kinder waren zwischen drei und fünf Jahre alt. Die Eltern füllten alle acht Wochen einen Fragebogen aus, welche TV-Sendungen ihr Kind wie lange gesehen hatte. Die Forscher berechneten daraus durch einen Abgleich mit Programmaufzeichnungen, wie viel an Kinder gerichtete Fast-Food-Werbung (für McDonald’s) die Kinder in Kinderprogrammen wahrgenommen hatten.
Zusätzlich berichteten die Eltern, wie oft ihr Kind in der vergangenen Woche bei McDonald’s gegessen hatte und ob sie selbst regelmäßig Fast Food essen.
Ergebnis: Kinder, die viel entsprechende Werbung gesehen hatten, aßen rund doppelt so häufig bei McDonald’s wie „werbefreie“ Kinder. Schon wenig Werbung steigerte die Fast-Food-Frequenz um 50 Prozent. Der Unterschied zeigte sich aber nur, wenn die Eltern selbst keine Fast-Food-Fans waren.
„Der Auslöser war hier möglicherweise der eigene Wunsch des Kindes nach Fast Food“, resümieren die Autoren. Wenn die Eltern selbst auch regelmäßig Fast Food konsumierten, machte Werbung keinen Unterschied – die Kinder aßen es ohnehin auch häufig.
„Die Ergebnisse zeigen, dass Werbung Kinder sogar stärker beeinflussen kann als das gute Vorbild der Familie“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin des Wissenschaftsbündnis „Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten“ (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Es ist nicht hinnehmbar, dass so alle Bemühungen von Eltern und Pädagogen für eine gesunde Kinderernährung zunichte gemacht werden.“
Auch die WHO empfiehlt ein Werbeverbot als wirksame Maßnahme gegen Übergewicht bei Kindern. Mehrere Länder haben bereits entsprechende Gesetze, unter anderem Norwegen und Schweden.
Auch die deutsche Verbraucherschutzministerkonferenz verabschiedete 2018 einen Appell an die Bundesregierung, gegen an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel vorzugehen: „Wo Selbstregulierung nicht funktioniert, steht der Gesetzgeber in der Pflicht, wirksame Maßnahmen zum Schutz der kindlichen Gesundheit zu ergreifen.“
In der Nationalen Reduktionsstrategie des Ernährungsministeriums wird das Thema zwar erwähnt, aber nur sehr vage. „Wir erwarten, dass Ministerin Klöckner in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte vorantreibt“, sagt Bitzer, „es wäre widersinnig, Babys vor ungesunder Nahrung wie gezuckerten Tees zu schützen, ältere Kinder aber nicht mehr.“ Denn die Ausbildung der Ernährungskompetenz beginnt erst nach der Babyphase.
Quelle: DANK