Wie bitte?! Deutsche verstehen Gesundheitsinfos nicht

(kib) Die Gesundheitskompetenz der Menschen in Deutschland ist weiter gesunken. Defizite zeigen sich besonders bei Jüngeren. Das ergab eine repräsentative Studie der Technischen Universität München.

24.04.2025

Männliche Hand stapelt Holzwürfel mit Glühbirnen darauf, wobei die oberste in einem Konzeptbild gelb leuchtet. Auf blauem Hintergrund.
© Foto: Gajus / stock.adobe.com
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Wie gut ist die Gesundheitskompetenz der Menschen in Deutschland? Das wollten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München herausfinden.

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Drei Viertel haben Defizite

Die Studie der Universität und des WHO Collaborating Centre for Health Literacy in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Apotheken Umschau zeigt, das mittlerweile rund 75 Prozent der Erwachsenen erhebliche Schwierigkeiten beim Umgang mit Gesundheitsinformationen haben.

Die Befragten hatten Probleme dabei, Informationen zu Themen wie Behandlungen von Krankheiten oder Prävention gezielt zu finden, richtig zu verstehen, kritisch zu bewerten und korrekt anzuwenden.

Abwärtstrend

Lag der Anteil der Menschen mit unzureichender Gesundheitskompetenz 2014 noch bei 54,3 Prozent, waren es bis 2020 bereits 64,2 Prozent. In den letzten vier Jahren verschlechterte sich die Situation nochmals deutlich um weitere knapp 12 Prozentpunkte auf nunmehr 75,8 Prozent im Jahr 2024.

Damit hapert es nicht nur bei Entscheidungen, die die eigene Gesundheit betreffen oder die von engen Familienangehörigen wie den eigenen Kindern, sondern auch bei der Orientierung im Gesundheitssystem und der Inanspruchnahme von Leistungen.

Die Daten zeigen eine Verschlechterung um mehr als 20 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014.

Lebensalter hat großen Einfluss

Die bundesweit repräsentative, von Juli bis August 2024 durchgeführte, Befragung von 2.000 Personen ab 18 Jahren zeigt überdies einen signifikanten Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz, Lebensalter und Wohnort.

So verfügen die über 60-Jährigen über eine bedeutend bessere Kompetenz als jüngere Gruppen. Zudem schneiden Menschen in den ostdeutschen Bundesländern besser ab als in den westdeutschen.

Anders als in früheren Studien und weithin angenommen, zeigt sich dagegen kein Unterschied bei den Faktoren Bildung, Migrationsgeschichte, Einkommen und Geschlecht.

Weitreichende Auswirkungen

Wie es in der Pressemitteilung weiter heißt, habe die mangelhafte Gesundheitskompetenz weitreichende Auswirkungen. Menschen mit einer geringen Gesundheitskompetenz sind häufiger und länger krank, nehmen häufiger Notfalldienste in Anspruch, werden öfter im Krankenhaus behandelt und folgen Behandlungsempfehlungen seltener. Das belastet das Gesundheitssystem zusätzlich und verursacht vermeidbare Kosten. 

Laut WHO-Schätzungen belaufen sich die Folgekosten mangelnder Gesundheitskompetenz auf drei bis fünf Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen, was bezogen auf das Jahr 2022 in Deutschland bis zu 24 Milliarden Euro bedeutet.

So würde eine verbesserte Gesundheitskompetenz nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen steigern, sondern auch die Effizienz des Gesundheitssystems erhöhen. Grundlage dafür sind einfache, verständliche und verlässliche Gesundheitsinformationen.

Quelle: Technischen Universität München

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