Wie die Coronapandemie begann

(kib) Die COVID-19-Pandemie ist aller Wahrscheinlichkeit nach in Wuhan über den Wildtierhandel zwischen Südostasien und Südchina entstanden. Diese Theorie erhärten die Ergebnisse einer aktuellen Studie.

08.10.2024

Symbolbild für Forschungsarbeit: Mann hält zwei Probenröhrchen in der Hand und sitzt vor einem Computer
© Foto: Parilov / stock.adobe.com
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Der Ursprung der COVID-19-Pandemie ist auch fast fünf Jahre nach ihrem Ausbruch nicht definitiv geklärt. Eine neue Studie zeigt nun allerdings, dass die Pandemie aller Wahrscheinlichkeit nach in Wuhan über den Wildtierhandel zwischen Südostasien und Südchina entstanden ist.

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Am 1. Januar 2020 wurde der Huanan Seafood Market geschlossen und am selben Tag begann das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (China CDC), auf dem Markt Proben zu nehmen.

Eine erste Auswertung dieser Proben veröffentlichte das China CDC im Jahr 2023 und stellte die Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Auswertung ließ jedoch die genauen Identitäten einiger Tierarten offen, die als plausible Zwischenwirte für SARS-CoV-2 infrage kommen könnten.

Wissenslücken schließen

Die aktuelle Studie ist nun eine Fortführung dieser Auswertung mit dem Ziel, Wissenslücken zu schließen.

Hierfür werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das genetische Material von mehr als 800 Proben aus, die ab dem 1. Januar 2020 auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan und in dessen Umgebung gesammelt wurden, sowie die SARS-CoV-2-Gensequenzen von ersten COVID-19-Infizierten Anfang 2020.

Dazu führten sie eine metatranskriptomische Sequenzierung der Proben durch. Das heißt, alle DNA- und RNA-Sequenzen in den Proben wurden ausgewertet, um alle vorhandenen Organismen, wie Viren, Bakterien, Pflanzen, Tieren und Menschen, zu erfassen.

Hinweise auf Wildtiere

Laut den Forschenden sollen die Daten Hinweise darauf liefern, dass das auf dem Markt gefundene Virus auf den gleichen gemeinsamen Vorfahren zurückgeht wie das SARS-CoV-2-Virus, aus dem die Pandemie hervorging. Dieses Ergebnis würde im Einklang mit dem ersten Auftreten von SARS-CoV-2 auf dem Huanan-Markt stehen.

Darüber hinaus zeigten die Daten eine erhöhte SARS-CoV-2-Positivität in der Nähe und innerhalb einer Wildtierkäfiganlage. In all diesen SARS-CoV-2-positiven Proben aus dieser Käfiganlage konnten die Forschenden DNA von Wildtieren nachweisen, darunter Arten wie Zibetkatzen, Bambusratten und Waschbärhunde, die zuvor als mögliche Zwischenwirte identifiziert wurden.

Die Autorinnen und Autoren argumentieren, dass ihre Daten die Annahme bestärken, dass SARS-CoV-2 durch den Wildtierhandel nach Wuhan gebracht wurde und dort auf den Menschen übergesprungen sei.

Kein endgültiger Beweis

„Diese neuen Daten sind ein weiterer, starker Hinweis darauf, dass die COVID-19-Pandemie mit SARS-CoV-2-infizierten Tieren begann, die südlich von Wuhan gefangen und auf dem Huanan-Tiermarkt gehandelt und geschlachtet wurden. Während des Transports und der Käfighaltung auf dem Markt konnte sich das Virus unter den Tieren ausbreiten und von diesen auf die Menschen des hochfrequentierten Marktes überspringen", ordnet Prof. Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging Viruses in der Abteilung für Infektionskrankheiten der Universität Genf, die Ergebnisse ein.

„Für das alternative Szenario, dass das Virus aus einem Labor entkommen wäre, gibt es keine solche Daten. Auch dass die erste Einschleppung durch ein humanpathogenes Virus (Virus, das Menschen infiziert und krank macht; Anm. d. Red.) anstatt durch Wildtiere geschah, ist unwahrscheinlich. Nicht nur, weil der Ursprung von Pandemie- und Marktviren identisch ist, sondern auch, weil es von Anfang an zwei Viruslinien waren, die beide auf den Markt zurückgehen, und das Virus dort mehrfach unabhängig vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist.“

Laut Eckerle bedürfte es allerdings direkter Virusproben aus Wildtieren und Menschen, die vor und zum Zeitpunkt der ersten Infektionsereignisse entnommen wurden, um den zoonotischen Ursprung der Pandemie abschließend zu klären.

Quelle: Science Media Center

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