Wirkstoff zum Cannabis-Entzug

(tm/kib) Die Blockade der Fettsäureamid-Hydrolase reduziert Symptome beim Cannabis-Entzug. Mit einem Hydrolasehemmer senkten Abstinenzwillige den Konsum um fast 70 Prozent.

11.12.2018

Hand mit getrocknetem Medizinalcannabis
© Foto: Giorgos Georgiou / NurPhoto / picture alliance
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Im Tierversuch lieferte die Blockade der Fettsäureamid-Hydrolase (FAAH) bereits vielversprechende Resultate. Die Hydrolase spaltet endogene Cannabinoide wie Anandamid; ihre Blockade führt damit zu einem erhöhten Spiegel von Endocannabinoiden und sollte so Cannabis-Entzugssymptome wie Craving, Reizbarkeit, Depression, Insomnie und Gewichtszunahme dämpfen. Dies scheint tatsächlich zu klappen, legen nun Daten einer Phase-II-Studie von Forschern vom Connecticut Healthcare System in West Haven nahe.

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An der Studie nahmen 70 junge Männer im mittleren Alter von 28 Jahren teil. Sie wollten auf die Droge verzichten und erfüllten die DSM-IV-Kriterien für eine Abhängigkeit. Im Schnitt hatten sie vor Beginn der Studie täglich drei bis vier Joints inhaliert und die Droge seit vielen Jahren regelmäßig konsumiert. Mit dem Kiffen begannen sie im Mittel als 15-Jährige, 90 Prozent gaben an, schon mehr als 1000 Cannabis-Tage hinter sich zu haben.

Der stationäre Entzug dauerte fünf bis acht Tage, anschließend wurden die Männer nach Hause entlassen und sollten dort die Medikation weitere drei Wochen einnehmen. In dieser Zeit wurde die Adhärenz anhand von Telefonbefragungen sowie Videochat-überwachter Medikamenteneinnahme erfasst. Zusätzlich analysierten die Forscher Medikations-, THC- sowie Endocannabinoid-Metabolite im Urin und Serum.

Nach vier Wochen rauchten die Männer mit Placebo den eigenen Angaben zufolge im Schnitt wieder 1,3 Joints pro Tag, die mit dem FAAH-Hemmer hingegen nur 0,4 Joints und damit 70 Prozent weniger.

Die Angaben schienen halbwegs zu stimmen – so war die Konzentration von THC-Metaboliten im Urin der Männer in der Verumgruppe zweieinhalbfach niedriger als unter Placebo, dafür konnten die Forscher bei ihnen deutlich höhere Werte von Endocannabinoiden im Serum nachweisen.

Männer mit FAAH-Hemmer berichteten zudem über einen verbesserten Schlaf, was sich polysomnografisch bestätigen ließ, auch schnitten sie auf Depressions-, Angst- und Reizbarkeitsskalen besser ab.

Erstmals habe eine Studie Hinweise auf den Nutzen eines FAAH-Hemmers zur Cannabis-Entwöhnung ergeben, schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen. Allerdings wirft die Studie einige Fragen auf: Sie war mit vier Wochen relativ kurz, hier darf man auf Langzeitresultate zur Abstinenz gespannt sein.

Ob sich die Alltagsfunktion der Cannabiskonsumenten mit FAAH-Hemmern verbessert, bleibt ebenfalls unklar. Schließlich müsste eruiert werden, wie gut solche Medikamente bei Frauen wirken.

Quelle: Ärzte Zeitung

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