Wirkt Stillen allergiepräventiv?

(kib) Stillen soll Allergien vorbeugen. Doch aus wissenschaftlichen Daten lässt sich der präventive Effekt nicht ableiten, heißt es in der kürzlich veröffentlichten S3-Leitlinie Allergieprävention.

16.02.2023

Frau stillt Baby
© Foto: Pixel-Shot / Stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Muttermilch ist die von nationalen und internationalen Fachgesellschaften empfohlene Ernährung für Säuglinge und wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind aus. Daran hat sich nichts geändert und Mütter sollten weiterhin in ihrem Stillwunsch bestärkt und unterstützt werden, heißt es in einer Mitteilung der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin.

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Die aktualisierte S3-Leitlinie Allergieprävention empfiehlt daher auch, in den ersten vier bis sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Mit Einführung der Beikost sollte weiter Muttermilch gegeben werden.

Allergiepräventiv oder nicht?

Allerdings lässt sich aus den verfügbaren Daten nicht ableiten, dass Stillen das Risiko für Allergien beim Kind verringert. Auch das Meiden bestimmter Lebensmittel der Mutter während der Stillzeit hat keinen positiven Effekt im Hinblick auf die Entwicklung von Allergien beim Kind.

Prophylaktisch sollten daher häufig allergieauslösende Lebensmittel wie Hühnerei, Kuhmilch oder Fisch nicht einfach weggelassen werden. Für stillende Mütter gilt: ausgewogen und abwechslungsreich essen.

HA-Nahrung nicht empfohlen

Möchte die Mutter nicht stillen oder ist das nicht möglich, wurde bei einem erhöhten Allergierisiko für das Kind früher empfohlen, eine hypoallergene Nahrung (HA-Nahrung) zu gegeben. Doch auch hierfür gibt es bislang keine wissenschaftlichen Belege.

Entsprechend der aktualisierten Leitlinie sollte das Kind eine "normale" Säuglings-Anfangsnahrung erhalten. Soja-, Hafer- und andere Getreidedrinks sind aufgrund ihrer Zusammensetzung kein Ersatz für Muttermilch. Auch Säuglingsnahrung auf Sojabasis oder „Getreidedrinks“ sind nicht zur Verhinderung einer Allergieentstehung geeignet. Milchersatz auf Soja- oder Getreidebasis können im Rahmen der Beikost gegeben werden, eignen sich aber nicht als ausschließliche Säuglingsnahrung.

Beikosteinführung nicht verzögern

Bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für Allergien soll die Beikosteinführung nicht verzögert erfolgen. Denn es gibt sogar Hinweise darauf, dass sich eine frühe Beikosteinführung (ab dem 4. Lebensmonat) positiv auf das Risiko, eine Lebensmittelallergien zu entwickeln, auswirkt.

Bestimmte Lebensmittel, die als häufige Auslöser gelten (z. B. Hühnerei, Kuhmilch, Erdnuss), sollten daher entgegen früherer Empfehlungen nicht mehr gemieden oder erst verzögert im Rahmen der Beikost eingeführt werden.

Aber Achtung: Bei Kindern mit schwerem Ekzem sollte vor der Einführung potenter Allergene eine allergologische Diagnostik erfolgen.

Quelle: IDW

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