Wirkungsweise von Pilz-Medikamenten weiter aufgeschlüsselt
Aspergillus fumigatus ist Verursacher schwerer und häufig tödlich verlaufender Infektionen beim Menschen, zum Beispiel nach einer Stammzell- oder einer Organtransplantation, wenn das Immunsystem stark geschwächt ist. Zur Therapie gibt es nur eine begrenzte Zahl an Antimykotika. Nun konnten die Forscher neue Details zur Wirkweise der aktuell wichtigsten Antimykotika-Klasse, den Azolen, entschlüsseln.
Je nach Pilzart, so der bisherige Stand der Wissenschaft, wirken Azole entweder fungistatisch (wachstumshemmend, z. B. Candida albicans) oder fungizid (abtötend, z. B. Aspergillen). Nun konnten die Forscher jedoch zeigen, dass Azol-Antimykotika initial auch eine fungistatische Wirkung auf A. fumigatus haben. Erst Stunden später kommt es dann zur Aktivierung eines „Zellwandstress-Signalwegs“ und zur unkontrollierten Synthese pilzlicher Zellwand“, berichten die Forscher. „Es bilden sich Einstülpungen, so genannte „Patches“, die Zelle hat Stress und letztlich kommt es zur Zelllyse: Die Zelle stirbt. Dieser zusätzliche fungizide Effekt ist abhängig von der Atmungskette des Pilzes und lässt sich durch gleichzeitige Hemmung der Zellwandsynthese abmildern, berichten die Forscher.
Außerdem konnten sie zeigen, dass die durch Azole induzierte Zellwandsynthese in Azol-resistenten Aspergillus-Isolaten unterbleibt. Azol-Resistenzen seien ein ernstzunehmendes Problem in bestimmten Regionen, etwa den Niederlanden. Die Azol-induzierte Zellwandsynthese könnte daher zur Unterscheidung von Azol-resistenten und Azol-empfindlichen Aspergillus-Isolaten genutzt werden.
„Die Auswirkungen von Azol-Antimykotika auf die Zellwandsynthese und Zellwandintegrität waren für uns völlig unerwartet“, sagen die Wissenschaftler. Somit gibt es nun zwei völlig unterschiedliche Antimykotika-Klassen mit völlig unterschiedlichen Wirkungsmechanismen, die nun in einen unerwarteten Zusammenhang gebracht werden können.“
Quelle: IDW