Wörterbuch der Düfte

(kib) Wie die Farbe Blau aussieht oder wie sich die Form einer Kugel anfühlt, darüber sind sich Menschen weltweit weitestgehend einig. Doch wenn es darum geht, Gerüche zu beschreiben, gehen die Meinungen oft auseinander. Forschende der Universität Jena wollen das ändern und haben eine „Wörterbuch der Düfte“ veröffentlicht, das über eine App allen Interessierten zugänglich ist.

17.03.2025

Junge Frau riecht an der Halsbeuge eines jungen Mannes
© Foto: puhhha / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)
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Anders als bei der Verarbeitung von Wellenlängen des Lichts im Gehirn, lässt sich bis heute aus der chemischen Zusammensetzung von Stoffen in unserer Umgebung nicht ohne Weiteres auf deren Geruch schließen. Dieser Zustand wird auch als Stimulus-Perzept-Problem bezeichnet.

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An einem Lösungsansatz dieses Problems arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie haben zusammentragen, wie Tausende Testpersonen Gerüche wahrnehmen, beschreiben und klassifizieren.

Aufbau einer Geruchsdatenbank

Um anhand von molekularen Eigenschaften allgemeine Vorhersagen treffen zu können, wie ein Geruch auf Menschen wirkt, braucht es sehr viele Informationen darüber, wie Menschen chemische Grundbausteine wahrnehmen. Deshalb haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Jena im Rahmen des Projekts „Olfactorial Perceptronics“ gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der TU Dresden eine fundamentale Geruchsdatenbank aufgebaut.

Dafür haben sie über 1.200 Probandinnen und Probanden an 74 monomolekularen – also chemisch sehr einfach strukturierten – Geruchsproben schnuppern lassen. Die Versuchspersonen haben dann das, was sie mit der Nase wahrnahmen, mit eigenen Worten beschrieben und zudem anhand einer Ratingskala unter anderem bewertet, wie angenehm oder wie intensiv ihnen der jeweilige Geruch erschien.

Aus diesen Informationen zur Wahrnehmung lassen sich allgemeine Aussagen über den Geruch bestimmter Substanzen herausdestillieren. Die Ergebnisse stehen allen Interessierten über eine App zur Verfügung

Auf dem Weg zur elektronischen Nase

Das digitale Riechen gibt es noch nicht. „Mit Hilfe solcher Forschungsergebnisse kommen wir der elektronischen Nase aber schon näher und können möglicherweise irgendwann sogar den eigenen Körpergeruch identifizieren“, berichten die Forschenden.

Solche Funktionen können beispielsweise für medizinische Anwendungen eine enorme Bedeutung haben.

Denn es ist bekannt, dass sich bestimmte Krankheitsbilder auf den Körpergeruch auswirken. Bei der Erkennung und Diagnostik von Krankheiten könne es also sehr hilfreich sein, ihn detailgenau zu erfassen.

Käsefüße in 13 Sprachen

„Allerdings lässt sich das nicht gut artikulieren, da das Vokabular für die Beschreibung des Körpergeruchs noch immer stark begrenzt ist“, heißt es in der Meldung. Deshalb haben die Forschenden über 2.600 Probandinnen und Probanden in 17 Ländern online befragt, wie sie den Geruch einzelner Körperpartien beschreiben würden und wie er sich, wenn eine Person krank ist oder Sport getrieben hat, unterscheidet.

Dabei entstand ein Beschreibungskatalog für verschiedene Gerüche in 13 Sprachen, der deutliche Überschneidungen hervorbringt und somit allgemeine Aussagen darüber zulässt, wie bestimmte Bereiche des Körpers riechen.

Achselgeruch nehmen die Testpersonen übergreifend als schweißig, sauer und stinkend wahr, Mundgeruch bezeichnen sie wahlweise als frisch oder stinkend und Fußgeruch als käsig.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in dem Bereich forschen, können dank dieser breiten Datenbasis nun auf ein einheitlicheres Sprachsystem zur Beschreibung von Geruchswahrnehmungen zurückgreifen. Auch diese Datenbank ist durch eine App einsehbar.

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