Zähne auf Abwegen

(kib) Normalerweise sitzen sie fest im Kieferknochen – die Zähne. Doch verschiedene Fallbeispiele aus der ärztlichen Praxis zeigen: Sie können auch in die Lunge, den Kehlkopf oder den Darm „wandern“.

09.01.2025

Gezogener Zahn wird mit Zange gehalten
© Foto: alexisdc / stock.adobe.com
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Die Ärzte Zeitung berichtet über verschiedene Fallbeispiele, in denen sowohl die eigenen Zähne als auch Zahnersatz an Stellen im Körper für Probleme sorgten, an denen niemand mit Zähnen gerechnet hätte.

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Verschiedene Faktoren beeinflussen wohl das Risiko, dass echte und „falsche“ Zähne den Weg in die Lunge finden: die Größe der Mundhöhle, eine vergrößerte Zunge (Makroglossie), ein kurzer Gaumen sowie eine neurokognitive Behinderung oder verminderte (Schluck-)Reflexe bei älteren Patientinnen und Patienten.

Husten verursacht durch Zahn in der Lunge

In einem von der Ärzte Zeitung zitierten Fallbeispiel plagte einen 70-jährigen Patienten seit Monaten ein wiederkehrender, nicht produktiver Husten. Dazu kamen Fieber, Dyspnoe und ein vermindertes Atemgeräusch auf der linken Seite.

Nach intensiver Ursachensuche diagnostizierten die Medizinerinnen und Mediziner letztendlich eine Aspirationspneumonie, ausgelöst durch einen Backenzahn, den der Patient vor zwei Monaten, so seine Erinnerung, während einer Mahlzeit verschluckt hatte.

„Falsche“ Zähne in der Lunge

Häufiger als Zähne selbst werden einem Review aus 2022 zufolge jedoch Zahnkronen, Prothesen oder Implantatmaterial aspiriert. Für die Übersichtsarbeit wurden 57 Fälle analysiert. Ergebnis: Bei 44 Prozent waren Zahnkronen und Prothesen für die Beschwerden verantwortlich, bei 19 Prozent Implantatmaterial und bei 16 Prozent echte Zähne.

Zähne in Kehlkopf und Nase

Sitzen Zähne, Zahnimplantate und -prothesen im respiratorischen System fest, muss es nicht immer die Lunge sein. So wurde 2019 ein Fallbericht eines 72-jährigen Patienten publiziert, der seit der operativen Entfernung eines gutartigen Tumors aus seiner Bauchwand nur noch unter Schmerzen schlucken konnte und blutigen Auswurf hustete.

Es stellte sich heraus, dass eine metallische Verankerung, mit der drei Frontzähne im Kiefer befestigt waren, seit der Tumoroperation fehlte. Diese klemmte im Kehlkopf fest und verursachte dort eine erythematöse Schwellung und Erosionen, die die Beschwerden verursachten.

Auch in die Nase haben es Zahnimplantate bereits geschafft: Mehrere Publikationen schildern die Verlagerung von Implantaten in die Nasennebenhöhlen. So auch die Veröffentlichung zu einer 62-jährigen Frau mit Schmerzen in der rechten Wange, Fieber und nasalem, eitrigem Ausfluss. Bei ihr war das Zahnimplantat, das sich zuvor im hinteren Bereich des rechten Oberkieferkamms befunden hatte, in die rechte Kieferhöhle gewandert, was eine massive Sinusitis auslöste.

Verschluckte Zähne

Künstliche und echte Zähne werden aber nicht nur eingeatmet, sondern oftmals auch verschluckt. Dies kommt insbesondere bei Kindern häufig vor und ist meist nicht gefährlich, da es sich um relativ stumpfe Fremdkörper handelt.

Nur im Ausnahmefall können Zähne im Verdauungstrakt zum Problem werden, so im Falle eines 57-jährigen Mannes: Er klagte über starke Unterleibsschmerzen und Anorexie nach einer Zahnextraktion. Hier fanden die Ärztinnen und Ärzte einen kariösen Zahn, der für eine Verdickung des Appendix und der Darmwand gesorgt hatte.

Auf Nachfrage gab der Patient an, dass er in den Wochen vor der geplanten Zahnextraktion einen weiteren Zahn verloren hatte.

Quelle: Ärzte Zeitung

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