Zehn Mythen der Zahnpflege

(gak/cnie) In der Zahn- und Mundhygiene hat so manche Pflegemethode, die oftmals seit Generationen weitererzählt wird, nichts zu suchen. Und ist sogar gefährlich für die Zahngesundheit.

13.09.2018

Zahnpflegeprodukte auf einer Wäscheleine
© Foto: Astrid Gast / stock.adobe.com
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Der bundesweite "Tag der Zahngesundheit"  am 25. September sensibilisiert die Menschen für das Thema Zahnpflege und Mundhygiene. Er bietet der Apotheke die Chance, im Beratungsgespräch mit einer Reihe dieser „Mythen“ endgültig aufzuräumen. Denn das Fatale daran: Sie sind zwar teils durchaus amüsant, können an Zähnen und Zahnfleisch jedoch jede Menge Schaden anrichten. Deshalb haben wir hier die wichtigsten Irrtümer zusammengestellt, die im Hinblick auf die Mundhygiene herumgeistern.  

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1. Statt Zähneputzen: am Abend einen Apfel essen 

Äpfel enthalten Vitamine und Mineralstoffe und gehören deshalb zu einer gesunden Ernährung. Auch lassen sich durch das Apfelkauen in einem geringen Maß durchaus oberflächliche Beläge an den Zähnen beseitigen. Die Zahnbürste aber ersetzt ein Apfel nicht. Vielmehr können Fruchtsäure und Fruchtzucker den Zahnschmelz angreifen. Deshalb ist es besser, etwa 30 Minuten nach dem Verzehr des Apfels sorgfältig die Zähne zu putzen.  

2. Nach jedem Essen Zähneputzen nicht vergessen

Gut gemeint, aber säurehaltige Lebensmittel wie Obst, Fruchtsäfte, Wein oder Cola greifen den Zahnschmelz an und lösen Mineralien heraus. Wer danach sofort putzt, unterstützt auf lange Sicht den Abrieb des Zahnschmelzes. Nach dem Genuss säurehaltiger Lebensmittel eine halbe Stunde mit dem Putzen warten. Nach Zuckergenuss sollte idealerweise sofort geputzt werden. Generell gilt: Regelmäßiges Zähneputzen ist wichtig, absolut unverzichtbar ist die gründliche Zahn- und Zahnzwischenraumreinigung nach der letzten Mahlzeit vorm Zubettgehen.

3. Kräftiges Schrubben ist wichtig 

Wer mit zu viel Druck putzt, kann Zähne und Zahnfleisch schädigen. Fachleute empfehlen, nur einen leichten Druck von maximal 150 Gramm auszuüben und verraten einen Trick: den Druck mit einer Zahnbürste auf der Küchenwaage zu testen. Wichtig ist auch, mit System zu putzen. Dabei wird die Zahnbürste vom Zahnfleisch (rot) zum Zahn (weiß) mit fegenden Bewegungen geführt – beginnend mit der Kaufläche. Anschließend werden die Außen- und letztlich die Innenseiten der Zähne gereinigt. 

4. Zahnpflegekaugummis und Mundspüllösungen ersetzen das Zähneputzen

Das Kauen eines zuckerfreien Kaugummis regt den Speichelfluss an – und Speichel wirkt Karies entgegen. Wer zuckerfreie Kaugummis regelmäßig beispielsweise nach dem Essen verwendet, fördert damit die Gesundheit seiner Zähne, das Zähneputzen aber lässt sich damit nicht ersetzen: Nur Zahnbürste und Zahnseide bzw. Zahnzwischenraumbürstchen entfernen die bakterielle, Karies verursachende, Plaque auf und zwischen den Zähnen. Mundspülungen können, je nach Inhaltstoffen, die Zahnhygiene im Alltag oder z.B. nach operativen Eingriffen im Mund unterstützen.

5. Zahnfleischbluten ist unbedenklich 

Zahnfleischbluten kann ein Warnsignal sein und sollte deshalb ernst genommen und vom Zahnarzt abgeklärt werden. Im „günstigsten Fall“ steckt dahinter falsches Zähneputzen, wodurch das Zahnfleisch verletzt wird. Das Bluten kann aber auch ein Zeichen dafür sein, dass eine Entzündung von Zahnfleisch (Gingivitis) oder Zahnhalteapparat (Parodontitis) vorliegen. Und Beides sollte entsprechend behandelt werden.

6. Je früher Kinder ihre Zähne putzen, desto besser 

Erst wenn sie flüssig schreiben können, können Kinder auch die Putzbewegungen der Zahnbürste im Mund genau steuern. Dies ist ab dem Grundschulalter der Fall. Bis dahin können die Kinder zwar selber putzen; die Eltern sollten die Zahnreinigung aber begleiten und bei Bedarf nachputzen. Lernen können Kinder das Zähneputzen mittels der „KAI-Technik“. Was bedeutet: erst die Kauflächen, dann die Außenflächen und zum Schluss die Innenflächen der Zähne putzen.

7. Milchzähne muss man nicht pflegen, die fallen sowieso aus

Karies an den Milchzähnen kann auch die Zahnkrone der bleibenden, zweiten Zähne schädigen. Wird ein Milchzahn wegen tiefer Karies zerstört oder früh entfernt, besteht außerdem die Gefahr, dass der bleibende Zahn in einer ungünstigen Position heraus wächst; dadurch kann später eine kieferorthopädische Behandlung nötig sein. Gute Zahnpflege sollte deshalb schon für Kinder zur alltäglichen Routine gehören.

8. Schlechte Zähne sind erblich

Karies wird nicht vererbt! Wenn Eltern also unter schlechten Zähnen leiden, ist bei dem Nachwuchs Hopfen und Malz noch nicht verloren. Ausschlaggebend sind hier die Ess- und vor allem die Pflegegewohnheiten! Wer sich zuckerreich ernährt und bei der Mundhygiene nachlässig ist, wird dies auch an seiner Zahngesundheit feststellen.

9. Schlecht geputzte Zähne sind die Ursache für Mundgeruch

Zersetzungprozesse durch Bakterien im Mund sind tatsächlich ein Grund für Mundgeruch. Bakterielle Nahrung sind dabei z.B. Speisereste an schwer zugänglichen Stellen; mittlerweile gehen Zahnärzte davon aus, das die meisten aller Fälle durch Zungenbelag verursacht werden, in dem sich die Bakterien tummeln.

10. Jedes Kind kostet einen Zahn

Während der Schwangerschaft verändert sich hormonell bedingt auch das Zahnfleisch, es wird weicher, empfindlicher und anfälliger für Entzündungen. Säureattacken aufgrund von Schwangerschaftserbrechen und veränderten Essgewohnheiten kommen erschwerend hinzu. In der Vergangenheit bedeutete das tatsächlich, dass Schwangerschaft sehr häufig mit Zahnverlust, Karies und Zahnfleischerkrankungen verbunden war. Heute ist das zum Glück vermeidbar. Große Zahnbehandlungen sollten idealerweise vor der Schwangerschaft durchgeführt werden, damit möglicherweise vorhandene, schädliche Bakterien des Mundraums nicht in den Blutkreislauf der werdenden Mutter (und des Kindes) geraten.

Quelle: Initiative proDente e.V. / TePe

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