Zigarettenkippen schaden doppelt

(kib) Zigarettenstummel gehören nicht in die Umwelt. Doch da landen sie häufig, oft auch in der Nähe von Gewässern. Das schadet Wasserlebewesen und fördert indirekt auch das Wachstum von giftigen Cyanobakterien, haben Forschende nun herausgefunden.

28.11.2024

Viele Zigarettenstummel stecken im Sand
© Foto: mankale / stock.adobe.com
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Die Untersuchung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei hat ergeben, dass sich in vielen Berliner Gewässern erhebliche Mengen an Nikotin nachweisen lassen.

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Das ist nicht nur für Fische, Weichtiere, Krebstiere und Phytoplankton giftig, sondern auch für „positive Parasiten“, die giftige Cyanobakterien in Schach halten, haben die Forschenden entdeckt. Damit schaden Zigarettenkippen der Umwelt also doppelt, heißt es in der Pressemitteilung.

Nikotin ist gut wasserlöslich

Weltweit werden jährlich etwa fünf Billionen Zigaretten konsumiert, von denen Studien zufolge etwa 90 Prozent (4,5 Billionen) unsachgemäß entsorgt werden. Damit gehören Zigaretten zu den weltweit häufigsten Abfallarten. Da Nikotin sehr gut wasserlöslich ist, reicht bereits eine halbe Stunde Regen, um etwa die Hälfte der Substanz aus der Kippe herauszulösen. 

Es ist bereits bekannt, dass Nikotin und andere Inhaltsstoffe von Zigarettenkippen verschiedene Wasserorganismen wie Fische, Weichtiere, Krebstiere und Phytoplankton schädigen können, indem sie das Überleben, das Wachstum, die Mobilität oder die Entwicklung beeinträchtigen.

Cyanobakterien profitieren

Neu ist die Entdeckung, dass Verbindungen, die aus Zigarettenkippen ausgewaschen werden, darunter Metalle und Nikotin, die Infektion von Cyanobakterien durch parasitische Chytridpilze hemmen können. „Diese Hemmung wiederum fördert indirekt das Wachstum der Cyanobakterien und zeigt damit bisher unbekannte ökologische Auswirkungen von Zigarettenabfällen auf die aquatische Umwelt", erklärt Dr. Erika Martinez-Ruiz aus der Arbeitsgruppe „Evolutionäre und Integrative Ökologie" am Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

„Toxische Cyanobakterien können ein Problem für die Herstellung von Trinkwasser oder für die Nutzung von Freizeitgewässern darstellen. Ihr Wachstum wird durch verschiedene Faktoren wie Temperatur und Nährstoffverfügbarkeit, aber auch durch Parasitismus und Fraßdruck reguliert. Chytridpilze sind wichtige Parasiten, die eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Cyanobakterienpopulationen spielen, indem sie die von ihnen infizierten Cyanobakterienzellen abtöten", ergänzt Forschungsgruppenleiterin Professorin Justyna Wolinska.

Quelle: IDW

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