Zöliakie: Essen was man will?

(kib) Gleich mehrere positive Signale aus Phase-II-Studien gab es 2021 zu neuen Therapieansätzen bei Zöliakie. Das berichten Experten beim Internisten Update 2021.

29.11.2021

Brot und Brötchen und Schiefertafel mit Aufschrift Zöliakie
© Foto: Johanna Mühlbauer / stock.adobe.com
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Neben dem oralen Transglutaminase-2-Inhibitor ZED 1227 wurde eine spezifische Endopeptidase mit Erfolg getestet. Von in Nanopartikeln eingekapselten Gliadin-Peptiden erhofft man sich, eine Toleranz gegenüber dem Klebereiweiß zu induzieren.

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Die Wirkansätze vermindern die Glutenexposition im Darm und könnten zumindest vor den Auswirkungen solcher Kontaminationen schützen. Vielleicht profitieren künftig auch Patienten mit therapierefraktärer Sprue, bei denen die Antikörper sonst nie wirklich negativ werden.

Die neuen Ansätze werden eine glutenfreie Kost nicht komplett überflüssigmachen. Laut den Experten dient das lebenslange Meiden von Gluten der Symptomkontrolle und der Vorbeugung von Lymphomen.

Aber: Die oral zum Essen verabreichte Endopeptidase TAK-062 verdaut Gluten bereits im Magen. So richtet es im Darm keinen Schaden mehr an. Das Besondere an TAK-062 ist seine relative Spezifität gegenüber den im Gluten häufigen Prolin-Glutamin-Sequenzen.

TAK-062 wurde bei 43 gesunden Probanden in verschiedenen Dosierungen zusammen mit einer Standardmahlzeit mit drei Gramm Gluten getestet. Nach etwa einer halben Stunde wurde der Mageninhalt abgesaugt. Es stellte sich heraus, dass darin pH-abhängig bis zu 99 Prozent des Glutens abgebaut waren.

Der Transglutaminase-Inhibitor ZED 1227 verhindert die Gluten-Deaminidierung. Drei Dosierungen wurden in einer doppelblinden Phase-II-Studie bei Gruppen von je knapp 40 Patienten mit diätetisch kontrollierter Zöliakie gegen Placebo getestet. Die Patienten wurden über sechs Wochen mit drei Gramm Gluten täglich belastet. Primärer Endpunkt war das Verhältnis von Villushöhe zu Kryptentiefe in Darmschleimhautbiopsien. Sekundäre Endpunkte waren Symptome, Marsh-Klassifikation und die Zahl intraepithelialer Lymphozyten.

Während das Villushöhe/Kryptentiefe-Verhältnis unter ZED 1227 im Vergleich zum Ausgangsbefund auf einem Wert von etwa zwei blieb, nahm es unter Placebo deutlich ab. Der Unterschied war hochsignifikant.

Darüber hinaus scheint es noch eine Möglichkeit zu geben, „die T-Zellen milde zu stimmen“: In Nanopartikel eingekapselte Gliadin-Peptide (TAK-101) wurden randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert bei 34 Zöliakie-Patienten getestet. Sie erhielten zwei intravenöse Infusionen des Wirkstoffs und wurden nach sieben Tagen für zwei Wochen erst mit zwölf Gramm pro Tag und dann mit sechs Gramm pro Tag Gluten belastet. Mit TAK-101 Vorbehandelte wiesen darauf eine deutlich schwächere Immunantwort von Gliadin-spezifischen gamma-Interferon-produzierenden Lymphozyten auf. Tendenziell war auch die Schleimhautschädigung im Dünndarm geringer.

Quelle: Ärzte Zeitung

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