Zöliakie: Hoffnung auf medikamentöse Therapie

(kib) An der Universitätsmedizin Mainz haben Wissenschaftler einen neuartigen medikamentösen Wirkstoff zur Behandlung der Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) entwickelt: den Transglutaminase-Hemmer ZED1227. Die aktuell publizierten Ergebnisse einer Wirksamkeitsstudie stimmen hoffnungsfroh.

26.07.2021

Frau lehnt per Hand angebotenes Weißbrot ab
© Foto: ChesiireCat / Getty Images / iStock
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Die Mainzer Wissenschaftler haben den Wirkstoff im Rahmen einer klinischen Phase 2a-Studie getestet. Wie sie berichten, zeigte der Transglutaminase-Hemmer ZED1227 eine starke schützende Wirkung auf die Dünndarmschleimhaut und verbesserte die Entzündungsreaktion sowie die Symptome und damit auch die Lebensqualität der Betroffenen.

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Die Probanden haben sich freiwillig einer täglichen Glutenbelastung und zwei Endoskopien unterzogen. Der Arzneimittelwirkstoff ZED1227 wurde als Tablette in drei unterschiedlichen Dosierungen verabreicht. Eine vierte Patientengruppe erhielt ein Placebo. Das Medikament verhinderte in jeder Dosierung die glutenbedingte Entzündung und den Zottenschwund. Dabei erwies sich die höchste Dosierung als am wirksamsten. Darüber hinaus verbesserten sich mit jeder Dosierung des Medikaments die Zöliakie-typischen Symptome sowie die empfundene Lebensqualität.

Beteiligt an der Patientenrekrutierung für die Phase-2a-Studie waren 20 klinische Zentren in sieben europäischen Ländern. Neben Mainz haben Tampere (Finnland) und Oslo (Norwegen) die meisten der insgesamt 160 Patienten im Rahmen der Studie behandelt.

Der neue therapeutische Ansatz basiert auf den krankheitsspezifischen Mechanismen bei der Zöliakie. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das körpereigene Enzym Transglutaminase (TG2), das im gesamten Darm vorkommt. Zöliakiepatienten entwickeln gegen die Transglutaminase TG2-Antikörper. Im Blut von Zöliakiepatienten mit aktiver Erkrankung sind diese stark erhöht.

Gluten wird nicht vollständig verdaut. Unverdaute Glutenbruchstücke werden von der Dünndarmschleimhaut aufgenommen. Die so aufgenommenen Bruchstücke des Glutens reagieren mit TG2. Diese Reaktion verändert die Glutenbruchstücke, so dass ihre entzündungsfördernde Wirkung in der Darmschleimhaut stark erhöht wird.

Der neue medikamentöse Wirkstoff, das „small molecule“ ZED1227, wurde entwickelt, um die überschießende Aktivität des Enzyms TG2 in der Dünndarmschleimhaut zu hemmen und so die durch Gluten herbeigeführte Entzündung zu unterbinden.

Das Medikament wurde von den Mainzer Forschern in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Zedira GmbH (Darmstadt) und Dr. Falk Pharma GmbH (Freiburg) entwickelt. Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse der Phase-2a-Studie ist ab Herbst 2021 eine größere Phase-2b-Folgestudie mit der besonders belasteten Patientengruppe geplant, die nicht auf die glutenfreie Diät anspricht, teilen die Wissenschaftler mit.

Die Entwicklung des neuartigen Zöliakie-Medikaments ZED1227 wurde im Rahmen des Spitzenclusters für Individualisierte Immunintervention vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Leuchtturmprojekt gefördert.

Quelle: IDW

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