Zu Pseudoephedrin richtig beraten
Krampfen die Blutgefäße, die das Herz mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen, plötzlich zusammen, wird das als Koronarspasmus bezeichnet. Es gelangt nicht mehr genug Sauerstoff zum Herzen und der unterversorgte Herzmuskel fängt an zu schmerzen. Es droht ein Herzinfarkt.
Fallbeispiel
Über einen solchen Fall berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Die Koronarspasmen traten kurze Zeit nach erstmaliger Anwendung eines rezeptfrei erhältlichen Kombinationsarzneimittels aus Acetylsalicylsäure und Pseudoephedrin auf und lösten einen Herzinfarkt aus. Der Patient wurde intensivmedizinisch betreut und erhielt mehrere Stents.
Pseudoephedrin verengt Gefäße
Wie es in der Mitteilung heißt, ist das Auftreten von Koronarspasmen nach der Einnahme von Pseudoephedrin pathophysiologisch plausibel. Pseudoephedrin ist ein indirektes Sympathomimetikum, das Noradrenalin aus sympathischen Nervenendigungen freisetzt. Sein gefäßverengender Effekt kann zu erhöhtem Blutdruck und plötzlicher Verkrampfung von blutführenden Gefäßen führen und hält lange an.
Vor allem bei verschiedenen Vorerkrankungen oder auch bei gleichzeitiger Einnahme weiterer gefäßverengender Medikamente kann das kritisch werden. Daher sollten Pseudoephedrin-haltige OTC-Medikamente nur auf ärztlichen Rat angewendet werden, wenn unter anderem folgende Vorerkrankungen bekannt sind:
- Hypertonie
- Herzkrankheit
- Schlaganfall
- Hyperthyreose
- Diabetes mellitus
Absolut kontraindiziert sind Pseudoephedrin-haltige Arzneimittel unter anderem bei Patientinnen und Patienten mit schwerer oder unkontrollierter Hypertonie sowie bei schwerer akuter oder chronischer Nierenerkrankung oder Nierenversagen sowie beim Engwinkelglaukom.
Indikation Rhinosinusitis
Pseudoephedrin wird allein oder kombiniert mit anderen Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen angewendet zur symptomatischen Behandlung von Schleimhautschwellungen der Nase und Nebenhöhlen bei Rhinosinusitis sowie allergischer oder vasomotorischer Rhinitis.
Patientinnen und Patienten sollten über Nutzen und Risiken aufgeklärt werden.
Gerade angesichts des rein symptomatischen Charakters der Behandlung mit Pseudoephedrin bei nicht schwerwiegender Indikation („verstopfte Nase“, Rhinosinusitis) sollten Patientinnen und Patienten sorgfältig über Nutzen und Risiken aufgeklärt werden, rät die AkdÄ.
Quelle: AkdÄ, Lauer-Taxe