PTA im Praktikum: H wie Handverkauf
Nach den ersten Tagen im Backoffice-Bereich und in der Rezeptur müssen angehende PTA aktiv in den Handverkauf einsteigen. Was viele erst einmal Überwindung kostet. Denn das gelernte Wissen aus der PTA-Schule an den Mann und an die Frau zu bringen, ist nicht immer ganz einfach. Dazu kommt noch, dass Sie als PTA nie wissen, mit welcher Krankheit oder welchem Problem Kunden gerade hereinschneien. Mut und eine gewisse Flexibilität gehören zum Berufsalltag also allemal dazu.
Technisches
Gut vorbereitet für den Handverkauf ist, wer sich vorab mit dem Kassenprogramm vertraut gemacht hat. Einige Softwarehäuser bieten hierzu Einsteigerseminare an. Doch auch die Kollegen können Ihnen die wichtigsten Tools zeigen: Wie funktioniert das EC-Gerät, welche Zahlungsmodalitäten gibt es? Gibt es ein Bonussystem? Wie wechselt man die Bonrolle?
Rezeptformalitäten kennenlernen
Sobald Sie mit dem Kassenprogramm einigermaßen vertraut sind, sollten sie „Trockenübungen“ machen. Nehmen Sie dazu ein bereits bearbeitetes Rezept und vollziehen Sie die Abgabe im Kassenprogramm nach:
- Welches Rezeptformular liegt vor?
- Wie hoch ist die Zuzahlung?
- Ist das Rezept noch gültig?
- Hat der Arzt unterschrieben?
- Hat die verordnete Packung eine Normgröße?
- Muss ein Sonderkennzeichen aufgedruckt werden?
- Muss zusätzlich zum Sonderkennzeichnen noch eine Anmerkung auf dem Rezept notiert werden?
Da Sie sich nicht alles auf einmal merken können, ist die Anlage eines kleinen Notizbuches empfehlenswert. In stressigen Situationen, oder wenn die Kollegen gerade selbst alle im Beratungsgespräch sind, ist ein solcher Spickzettel Gold wert!
Rezepte in echt bearbeiten
Sitzen die wichtigsten Facts, können Sie zur Tat schreiten. Und zum Beispiel bei der Heimbelieferung unter Aufsicht einer Kollegin Rezepte eingeben und anschließend die Arzneimittel heraussuchen. Spezialfälle wie Betäubungsmittel- und Substitutionsrezepte oder T-Rezepte inklusive der notwendigen Dokumentation können so in Ruhe eingeübt werden.
Liegt eine unklare Verordnung vor, muss mit dem Arzt Kontakt aufgenommen werden. Das Vorgehen ist hier von Apotheke zu Apotheke unterschiedlich. In manchen Apotheken klärt der Apotheker selbst solche Problemfälle. Viele Apotheken arbeiten aber auch mit Faxkontaktformularen, die nur ausgefüllt werden müssen. Ein großer Vorteil, wenn der Arzt schwer ans Telefon zu bekommen ist.
Wichtig: Die rechtlichen Hintergründe bei der Rezeptabgabe sind oft Thema der mündlichen Abschlussprüfung, daher sollten Sie hier Zeit investieren und Unklarheiten beseitigen.
Am lebenden Objekt
Sobald das Eingeben und Belegen von Rezepten klappt, dürfen Sie sich um Ihren ersten Kunden kümmern. Um Beratungssituationen inklusive der wichtigen W-Fragen (für wen, was, wofür, wie lange?) richtig zu üben, sollten Sie sich in den ersten Tagen immer von erfahrenen Kollegen begleiten lassen. Diese können Sie dabei auch gleich der Kundschaft als neues Teammitglied vorstellen. So lernen Sie Schritt für Schritt die Stammkunden kennen.
Präparatewissen
Jede Apotheke hat unterschiedliche Beratungsschwerpunkte. Optimal ist es, wenn Ihre Praktikumsapotheke Wissenspaten bestimmt, die mit Ihnen in einer ruhigen Stunde die wesentlichen A- und B-Empfehlungen für die wichtigsten Selbstmedikationsthemen der Apotheke durchgehen.
Hier wird besprochen, welche Mittel bei welchen Erkrankungen sinnvoll nach Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit eingesetzt werden. Für eine umfassende Kundenberatung sollten Sie möglichst immer zwei allopathische, zwei phytotherapeutische und zwei homöopathische Mittel für alle Altersgruppen kennen.
Wichtig: Für die Beratung spezieller Kunden wie Schwangere oder Eltern von Säuglingen, sollten Sie die Grenzen der Selbstmedikation kennen und gegebenenfalls an den Arzt verweisen. Das Beherrschen der Recherchefunktion in der Lauer-Taxe ist dafür unerlässlich. Hier können Sie zudem bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder bei vegetarischen oder veganen Ernährungsformen nach einem Arzneimittel ohne tierische Bestandteile suchen.
Spezialkenntnisse
Beratungen zur Säuglings- und Kinderpflege oder Inkontinenzprodukten, das Anmessen von Kompressionsstrümpfen sowie der Verleih von Milchpumpen sind für Berufsanfänger oft ein rotes Tuch. Sie nehmen nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern setzen fundiertes Wissen oder sogar eine Zusatzqualifikation voraus. Bitten Sie die Kollegen, Sie bei heiklen Themen in die Beratungskabine zum Beratungsgespräch mitzunehmen. Immer vorausgesetzt, die Kunden sind damit einverstanden.
Mit Reklamationen gekonnt umgehen
Beim Umgang mit schwierigen Kunden oder bei Reklamationen sollten Berufseinsteiger immer Chef oder Chefin hinzuziehen, um Ärger zu vermeiden und im Sinne des Betriebs zu handeln.
Immer auf dem Laufenden
Das Lesen von Fachliteratur hilft Ihnen, auf dem neusten Stand zu sein und erleichtert das berufliche Vorankommen. DAS PTA MAGAZIN bietet Ihnen zum Beispiel monatlich eine aktuelle BAK-zertifizierte Fortbildung.
Doch auch das Schauen von Fernsehwerbung, insbesondere um kurz vor 20 Uhr, sowie das Lesen der Zeitschriften, die Sie an Kunden abgeben, können Ihnen im Beratungsgespräch das Rätselraten auf der Suche nach der gelben Creme gegen die Schmerzen im Knie erleichtern!