Orale Suspensionen: Zusatzstoffe

In der Apotheke hergestellte orale Suspensionen müssen über den gesamten Anwendungszeitraum physikalisch und mikrobiell stabil bleiben, sich exakt dosieren lassen und möglichst gut schmecken. Um das zu gewährleisten, enthalten die Formulierungen Zusatzstoffe. Unsere sechsteilige Serie beleuchtet auch diese.

von Sarah Siegler
29.05.2024

Hand mit blauem Handschuh gießt gelbe Flüßigkeit in Reagenzglas
© Foto: Alexanders Images via canva.com
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  • Suspensionen enthalten Zusatzstoffe zur Erhöhung der Viskosität, zur Geschmacksverbesserung und zur Konservierung.
  • Viskositätserhöhende Stoffe wie Bentonit oder Tragant beeinflussen die Teilchensedimentation und letztlich die Dosiergenauigkeit von Suspensionen.
  • Geschmackskorrigenzien wie Süßungsmittel und Aromastoffe überdecken den bitteren Geschmack von Wirkstoffen, was die Einnahme erleichtert.
  • Konservierungsstoffe machen Suspensionen mikrobiell weniger anfällig. Bei der Auswahl sind Wechselwirkungen mit Wirk- und Hilfsstoffen, Allergien und das Alter der Kundschaft zu berücksichtigen.

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Orale Suspensionen: Alle Beiträge auf einen Blick

Das eTraining Orale Suspensionen bietet alle Infos im Überblick. Mit dem abschließenden Wissenstest können Sie prüfen, was hängen geblieben ist.

Viskositätserhöher

Von der Viskosität einer Suspension hängt die Sedimentationsgeschwindigkeit der Wirkstoffteilchen ab. Bei der Plausibilitätsprüfung muss der Einsatz von viskositätserhöhenden Stoffen genau abgewogen werden. Zu prüfende Faktoren hierbei sind pH-Werte, Ionencharakter, Inkompatibilitäten mit Wirkstoffen und/oder Hilfsstoffen.

Um die richtige Dosierung zu finden, orientiert man sich am besten an validierten Rezepturen. Häufig als Viskositätserhöher eingesetzt werden:

  • Arabisches Gummi
  • Bentonit
  • Hydroxyethylcellulose
  • Tragant

Geschmackskorrigenzien

Sie kommen zum Einsatz, um die Compliance zu fördern. Vor allem wenn Wirkstoffe bitter oder schlecht schmecken, ist ihr Zusatz unerlässlich. Eingesetzt werden Süßungsmittel und Aromastoffe.

Süßungsmittel

  • Saccharose, Glukose (cave: Diabetiker!)
  • Zuckeraustauschstoffe (z. B. Mannitol, Sorbitol, Xylitol: Einzeldosis max. 10 – 20 g, Tagesdosis max. 30 – 50 g; wegen laxierendem Effekt!)
  • Glycerol
  • Süßstoffe (z. B. Saccharin-Natrium)

Aromastoffe

Diese werden in den Geschmacksrichtungen Banane, Erdbeere, Himbeere und Orange angeboten (Achtung: bezugsfertiges Orangenaroma ist alkoholhaltig).

Konservierungsstoffe

Zugesetzte Konservierungsstoffe sollten grundsätzlich auf dem Etikett ausgewiesen werden. Manchmal ist der Zusatz eines Konservierungsstoffs auf Grund von Allergien nicht möglich. In diesem Fall muss die Haltbarkeit im Rahmen der Plausibilitätsprüfung mit Hilfe der Angaben im NRF entsprechend herabgesetzt werden.

Bei der Auswahl von Konservierungsstoffen muss ferner berücksichtigt werden, ob der pH-Wert zum pH-Optimum der verwendeten Wirk- und Hilfsstoffe passt. Auch das Alter der Kundschaft spielt eine Rolle. Beispiele für Konservierungsstoffe sind:

  • Benzoesäure

    • nicht für Kinder unter 2 Jahren (aufgrund noch unzureichender Enzymaktivität unvollständiger Abbau)

  • Methyl-4-hydroxybenzoat

    • Einsatz bei pH 2 – 8
    • nicht für Kinder unter 5 Jahren (wg. Zusatz Propylenglykol in Konzentrat NRF, S.34.)

  • Propyl-4–hydroxybenzoat

    • für Pädiatrie ungeeignet (mögliche Östrogenwirkung)

  • Sorbinsäure

    • für alle Altersklassen geeignet
    • ungeeignet für alkalische Wirkstoffe
    • wasserunlöslich
    • meist als Kaliumsorbat plus Citronensäure
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