Saufattacken und Harndrang
Katzen mit Diabetes mellitus gehören zur Behandlung immer in die Hände eines Tierarztes. Die Beratung der Tierhalter zum Umgang mit dieser Erkrankung ist aber durchaus in der Apotheke möglich. Die PTA erklärt dem Kunden, dass Katzen – was Diabetes mellitus betrifft – einen großen Vorteil gegenüber Hunden und auch Menschen haben. Denn es besteht die Möglichkeit auf Remission, vorausgesetzt, die Therapie aus Bewegung, angepasster Ernährungsweise und Insulingabe wird konsequent beibehalten. Selbst wenn die Erkrankung fortbesteht, können Katzen ein hohes Alter erreichen.
Symptome
Betroffene Tiere sind müde und antriebslos, denn zur Energiegewinnung brauchen die Zellen Glukose, die bedingt durch den Insulinmangel nicht mehr ankommt. Auch fressen sie mehr, um die fehlende Energie zu kompensieren (Polyphagie). Gleichzeitig verlieren sie Gewicht. Überschüssige Glukose wird über den Urin ausgeschieden. Erkrankte Katzen setzen häufig große Mengen Urin ab (Polyurie). Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, trinken die Stubentiger deutlich mehr als sonst (Polydipsie).
Zudem kann sich der Gang durch Störungen der Nervenfunktionen verändern. Die Tiere laufen dann statt auf den Hinterpfoten auf ihren Sprunggelenken (plantigrader Gang). Ein weiteres Zeichen ist, dass die Katzen sich nicht mehr richtig pflegen. Ihr Haarkleid wird stumpf und matt. Kommt es zur Stoffwechselentgleisung erbrechen sie, werden teilnahmslos und fressen und trinken nicht mehr.
Tipps aus der Apotheke
Raten Sie Besitzern einer an Diabetes mellitus erkrankten Katze zu Disziplin. Es gilt, ein festes Fütterungsschema zu etablieren (z. B. 2 x tgl.) und ein dazu passendes Insulin-Spritzschema. Die durch den Tierarzt festgelegte Insulindosis wird dabei unmittelbar zur Nahrung injiziert. Orale Antidiabetika wie Metformin wirken bei Felidae nicht oder sind einfach noch nicht erforscht. Und einer Katze Tabletten zu verabreichen, ist meist sehr schwierig.
Ein Insulin-Spritzschema lässt sich bei reinen Hauskatzen relativ gut einführen. Bei Freigängern ist es schwierig bis unmöglich, solche Schemata einzuhalten. Eine Stoffwechselentgleisung durch Unterzucker beziehungsweise zu hohe Zuckerwerte, wenn der Stubentiger irgendwo „fremdgefüttert“ wird, ist kaum auszuschließen.
Zur Ernährung benötigen an Diabetes mellitus erkrankte Katzen gut verdauliche Proteine und wenig Fett. Eine radikale Umstellung ist nicht sinnvoll, da es bei zu geringer Kalorienaufnahme zu einer Entgleisung des Leberstoffwechsels kommen kann.
Insulin
Hier unterscheidet sich im Grunde nichts von der Verabreichung beim Menschen. Sie als PTA können Ihr Wissen zu Lagerung, Mischen und – falls nötig – dem luftblasenfreien Aufziehen des Insulins in die Spritze, eins zu eins aus Ihrer Erfahrung mit den menschlichen Kunden übertragen. Ein Pen-Präparat steht ebenfalls zur Verfügung. Genutzt werden intermediär bis langwirksame Insuline:
- Caninsulin® 40 IE/ml Inj.-Susp. f. Hunde/Katzen (Intermediärinsulin)
- Prozinc® 40 IE/ml Injektionssuspension f. Katzen (Langzeitinsulin)
- Lantus® 100 IE/ml (Langzeitinsulin, aus der Humanmedizin als Umwidmung, falls die erwähnten Insuline nicht anschlagen)
Hinweise zum Spritzen
Katzenbesitzer sollten dem Tier das Gefühl geben, dass alles gut ist. Es sollte gestreichelt werden, damit es sich wohlfühlt und entspannt. Dabei kann die Stelle, in die injiziert werden soll, schon ins Auge gefasst werden.
Wie beim Menschen gilt, dass nicht immer in dieselbe Stelle gespritzt wird. Sinnvoll ist, die Injektion dort vorzunehmen, wo sich gut eine Hautfalte bilden lässt. Besonders zu Therapiebeginn, bis der Umgang mit der Spritze sitzt, hilft es, den Kolben der Spritze nach dem Einstich etwas zurückzuziehen. Dabei darf kein Blut in die Spritze hineinlaufen.
Bei jeder Injektion ist aus Hygienegründen eine neue Nadel vonnöten. Weiterer Vorteil des häufigen Nadelwechsels: Die Kanülenspitze ist so scharf, dass das Durchdringen der Haut kaum schmerzhaft ist. Dann wehrt sich die Katze auch nicht gegen die Verabreichung.
Vorsicht Hypoglykämie!
Wichtig ist, klar zu kommunizieren, dass Insulin nur dann verabreicht wird, wenn die Katze vorher etwas gefressen hat. Sonst besteht die Gefahr einer Hypoglykämie.
Blutzuckermessungen können mit einem speziellen Gerät vorgenommen werden, das vom Tierarzt zu bekommen ist. Die Messung erfolgt per Blutstropfen, der am Ohr gewonnen wird.
Hintergrundwissen
Wie beim Menschen existieren bei der Familie der Felidae Diabetes mellitus Typ 1 (kommt eher selten vor) und Diabetes mellitus Typ 2. Meist leiden Katzen unter Typ 2, ausgelöst durch zu wenig Bewegung und zu viel Futter. Auch das Alter (> 10 J.) und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse spielen eine Rolle. Häufiger betroffen sind die Langhaar-Rassen, Siamkatzen, Russisch Blau und eben Maine Coon. Das gleiche gilt für kastrierte Kater.
Bei Katzen mit Diabetes mellitus lässt sich auch eine Amyloidose beobachten. Dabei stören stärkeähnliche Ablagerungen in den Zellen der Bauchspeicheldrüse die Insulinbildung und führen auf lange Sicht zum Zelltod. Seltener begünstigen Medikamenteneinnahme (hochdosierte Glukokortikoide, Prostaglandine) oder andere Erkrankungen (Cushing-Syndrom, Pankreatitis) eine Diabeteserkrankung.
Ähnlich wie bei Menschen können Katzen infolge der diabetischen Stoffwechsellage Nervenschäden, Augenprobleme und Nierenerkrankungen entwickeln. Sie sollten daher regelmäßig von einem Tierarzt daraufhin untersucht werden.