Lebererkrankung: Eingelagerte Fette

Lagert die Leber infolge einer metabolischen Störung zu viel Fett ein, kann ihr das schaden. Eine Lebensstil- und Ernährungsumstellung ist Mittel der Wahl. Doch können Mikronährstoffe unterstützen?

von Britta Fröhling
30.01.2025

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© Foto: EyeEm Mobile GmbH / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
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  • Die metabolisch dysfunktionsassoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) kann derzeit nicht medikamentös therapiert werden.
  • Therapiestandard sind Änderungen des Ernährungs- und Lebensstils. Lösliche Ballaststoffe aus Hafer können die Ernährungsumstellung unterstützen.
  • Cholin beeinflusst den Fettstoffwechsel der Leber sowie die metabolische Funktion der Hepatozyten positiv.
  • Silymarin kann durch hepatoprotektive Eigenschaften auch bei MASLD unterstützen.

Sammelt sich übermäßig viel Fett in Form von Triglyzeriden in der Leber an, kommt es zu einer chronischen Lebererkrankung. Bis 2023 wurde diese noch als nicht alkoholische Fettleber (NAFLD) bezeichnet. Da dieser Begriff stigmatisierend sein kann, wird die Erkrankung seit 2023 weltweit metabolisch dysfunktionsassoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) genannt, in Deutschland erfolgte die Anpassung im März 2024. Sie umfasst per definitionem mindestens eine Komponente des metabolischen Syndroms (z. B. erhöhte Blutfettwerte, Insulinresistenz, Übergewicht).

Aktueller Podcast

Zur Behandlung der MASLD ist die Lebensstiländerung mit regelmäßiger moderater bis intensiver Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung die derzeit einzige wirksame Therapieoption. Wird diese konsequent eingehalten, kann die Leber vollständig regenerieren.

Fall aus der Praxis

Frau Schaupp kommt in die Apotheke und bittet die PTA um Rat: „Frau Plietsch, der Arzt meint, ich hätte zu viel Fett in der Leber. Ich soll mich viel bewegen und abnehmen. Kann ich da nicht auch was einnehmen?“

Frau Plietsch, die weiß, dass bisher kein Medikament zur Behandlung der MASLD zugelassen ist, erklärt der Kundin: „Eine Änderung Ihrer Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten ist sinnvoll. Zu Beginn können Sie aber besonders auf eine ausreichende Zufuhr an Beta-Glukan achten. Das ist zum Beispiel in Haferkleie enthalten. Ihren Fettstoffwechsel können Sie mit Cholin möglicherweise positiv beeinflussen und mit Silymarin Ihre Leberzellen schützen. Zusätzlich profitiert die Leber über die Darm-Leber-Achse auch von einem gesunden Darmmikrobiom.“

Frau Plietsch ermutigt die Kundin darüber hinaus, am Ball zu bleiben: „Die regelmäßige Einnahme dieser Nährstoffpräparate kann eine gedankliche Stütze sein, doch versuchen Sie tatsächlich, konsequent an der Lebensstiländerung zu arbeiten. Übrigens: Kaffee können Sie unbesorgt weiter trinken, er zeigt sogar positive Effekte. Das gilt auch für entkoffeinierten Kaffee.“

Nach einigen Wochen kommt Frau Schaupp wieder in die Apotheke. „Sie werden es nicht glauben! Mein Arzt ist richtig zufrieden mit mir.“

Beta-Glukan

Das in den Randschichten des Hafers enthaltene Polysaccharid Beta-Glukan ist ein löslicher Ballaststoff. Wird er beispielsweise in Form von Haferkleie zu einer Mahlzeit aufgenommen, quillt er im Darm zu einer Art Gel auf. Das verlangsamt die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fetten. Der Blutzuckerspiegel steigt weniger schnell an, die Leber wird weniger belastet. Auch Gallensäuren werden von Beta-Glukan gebunden und vermehrt ausgeschieden. Der Ballaststoff wird daher auch zur positiven Beeinflussung erhöhter Cholesterinspiegel verwendet.

Zusätzlich nutzen erwünschte Darmbakterien Beta-Glukan als Energiequelle, sodass das Darmmikrobiom gestärkt wird. Da ein gestörtes Darmmikrobiom mit der Entstehung einer MASLD assoziiert ist, kann Beta-Glukan – und können eventuell auch Probiotika wie Lacto- und Bifidobazillen – über diesen Weg zu einer geringeren hepatischen Belastung beitragen.

Im Beratungsgespräch

Kunden mit MASLD können Sie Folgendes empfehlen: „Haferkleie ist ein einfaches Mittel, mit dem Sie Ihre Ernährungsumstellung unterstützen können. Trinken Sie unbedingt ausreichend Wasser dazu, damit die Ballaststoffe gut quellen können.“ Weisen Sie darauf hin, dass die enthaltenen Beta- Glukane einen positiven Einfluss auf das Darmmikrobiom haben, was sich über eine weniger durchlässige Darmbarriere positiv auf die Leber auswirken kann. Alternativ zu Haferkleie können Sie dem Kunden auch eine Polysaccharid-Mischung zum Einrühren in Wasser anbieten.

Cholin

In geringen Mengen wird Cholin vom Körper aus Folat und Vitamin B12 synthetisiert. Die Menge reicht jedoch nicht aus, um den Bedarf zu decken. Der ehemals als Vitamin B4 bezeichnete Mikronährstoff findet sich zudem in Fleisch, Eiern und Fisch. Aber auch Milchprodukte, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse sind gute Quellen. Cholin spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung einer normalen Leberfunktion. Es wird für die Bildung von Very-low-Density-Lipoprotein benötigt und fördert somit den Abtransport von Fetten aus der Leber. Ein Mangel führt zu einer vermehrten Einlagerung von Fett in die Leber.

Im Beratungsgespräch

„Cholin unterstützt Ihre Leber auf zwei Arten. Zum einen beeinflusst es den Fetttransport aus der Leber zu den Körperzellen positiv, zum anderen unterstützt es die normale Funktion der Leberzellen.“ Wenn der Kunde weitere metabolische Erkrankungen wie Bluthochdruck hat, kann er zusätzlich von einem positiven Einfluss einer guten Cholinversorgung auf den Homocysteinstoffwechsel profitieren. Cholin wird zu Betain oxidiert. Diese Substanz ist an der Methylierungsreaktion von endothelschädigendem Homocystein zu Methionin beteiligt.

Mariendistel (Silybum marianum)

Die Mariendistel (Silybum marianum) enthält als sekundären Pflanzenstoff Silymarin. Dessen antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften können Leberzellen schützen.
© Foto: Natalya_Yudina / Getty Images / iStock

Silymarin

Silymarin ist ein sekundärer Pflanzeninhaltsstoff der Mariendistel. Das Stoffgemisch aus mehreren Flavonolignanen ist seit langem dafür bekannt, die Leberzellen zu schützen und ihre Regeneration zu fördern. Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass die Einnahme von entsprechenden Extrakten auch bei MASLD förderliche Effekte haben kann. Die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften von Silymarin können zudem dem erhöhten oxidativen Stress entgegenwirken.

Aus dem OTC-Sortiment*

Produkt

Inhaltsstoffe

Verzehrempfehlung / Dosierung

Lebensmittel (Nahrungsergänzungsmittel)

Orthomol Cholin plus

Cholin, Mariendistel-Extrakt

1 x 2 Kps./d zu oder nach der Mahlzeit

Pure encapsulations Cholin

Cholin

2 x 1 Kps./d zu den Mahlzeiten

Omni Biotic Hetox

Lactobacillus casei W56, L. acidophilus W37, L. brevis W63, L. lactis W58, Bifidobacterium lactis W52, Lactococcus lactis W19, L. salivarius W24, B. lactis W51, B. bifidum W23

1 x 1 Btl./d, nüchtern, in 125 ml Wasser einrühren, mind. 1 Min. warten, nochmal umrühren und trinken

Haferkleie mit Keim Resana

Haferkleie

3 x 3 EL/d, mit reichlich Flüssigkeit einnehmen

Cholesterinreduktion Dr. Wolz

Haferkleie, Vitamin 6, Vitamin B1, Folsäure, Vitamin B12

1 x 4 gestr. Messlöffel (16 g)/d, in Flüssigkeit einrühren, zu einer Mahlzeit einnehmen

Arzneimittel

Metarecod Granulat

Makromolekül-Komplex aus Polysacchariden (NeoPolicaptil Gel Retard, u. a. Hafer-Extrakt, Feigenkaktus-Extrakt, Amorphophallus konjac-Wurzel-Extrakt)

2 x 1 Btl./d in Flüssigkeit einrühren, vor den Hauptmahlzeiten einnehmen

Medizinprodukt

Silymarin Stada forte

Mariendistelfrüchte-Trockenextrakt

1 – 2 x 1 Kps./d, unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit

*beispielhafte Nennungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Stand der Informationen: 14.01.2025)

Im Beratungsgespräch

„Die Mariendistel wird bereits seit sehr langer Zeit als Arzneipflanze bei Leberproblemen genutzt. Für eine zuverlässige Dosierung der wirksamen Substanzen empfehle ich Ihnen ein Arzneimittel mit standardisiertem Gehalt an Silymarin“, könnte die Empfehlung an den Kunden lauten. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind möglich. Aus diesem Grund sollten Patienten mit bestehender Grundmedikation die langfristige Einnahme von Silymarin-Präparaten mit ihrem Arzt besprechen.

Britta Fröhling ist PTA und Heilpraktikerin. Sie stellt in DAS PTA MAGAZIN Krankheitsbilder vor, die mit einem erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen einhergehen können.

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