Osterbräuche: Hase, Eier & Küken

Viele von ihnen sollen ihren Ursprung in der christlichen Ostergeschichte haben. Allerdings lässt sich über die Wahrheit der dazu existierenden Geschichten und Legenden nur spekulieren.

von Dr. Ute Koch
29.03.2025

Osterhase mit bunten Eiern im Gras
© Foto: Frans / stock.adobe.com
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Ostern gilt in seinem Ursprung als höchstes christliches Fest. Gefeiert wird die Auferstehung Jesu Christi, der am Karfreitag gekreuzigt wurde. Die Auferstehung steht für neues Leben, Hoffnung und die Überwindung des Todes. Damit verbunden sind beliebte Osterbräuche und Ostersymbole, die heute religionsunabhängig zelebriert werden.

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Bunte Ostereier

Das Ei war und ist in vielen Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit, neues Leben und Wiedergeburt. So wurden Eier als Grabbeigabe genutzt im Glauben, den Verstorbenen eine Auferstehung zu ermöglichen. Denn: Jedes Ei birgt ein neues Leben, ein Küken. Als Osterküken soll es am Ostersonntag an die Auferstehung Jesu erinnern.

Im Mittelalter wurde von Aschermittwoch bis Karfreitag streng gefastet, auch der Verzehr von Eiern war verboten. Allerdings legten die Hühner ihre Eier trotzdem weiter, Kühlschränke gab es noch nicht. Um die Eier haltbar zu machen, wurden sie gekocht.

Am Ostersonntag, nach 40 Tagen Fasten, war das Essen von Eiern wieder erlaubt. Damit zum Ende der Fastenzeit die alten Eier von den frischen unterschieden werden konnten, wurde ihre Schale rot gefärbt. Rot deshalb, weil es die Farbe des Blutes des gekreuzigten Jesu war. Die Eier der letzten Fastenwoche – der Karwoche – galten als besonders heilig. Sie wurden geweiht und erst danach verschenkt oder zum Frühstück verzehrt.

Sorbische Kunstwerke

Die Tradition des Eierfärbens und -bemalens gibt es noch heute, allerdings zu rein dekorativen Zwecken. Zu den kunstvollsten Ostereiern gehören die sorbischen. Nicht ohne Grund veranstaltet der Förderkreis für sorbische Volkskultur e.V. Wettbewerbe, bei denen das schönste sorbische Osterei gekrönt wird. Traditionell wurden die Ostereier am Karfreitag verziert und am Ostersonntag von den Patenkindern an ihre Paten überreicht. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus der Brauch, sich zu Ostern auch innerhalb der Familie und des Freundeskreises mit bemalten Eiern zu beschenken.

Bei der klassischen sorbischen Wachsbatik-Technik wird heißes Kerzenwachs benutzt. Damit werden Muster auf das Ei aufgetragen, die beim Färben keine Farbe annehmen. Danach wird das aufgetragene Wachs wieder abgeschmolzen.

Damit ein buntes sorbisches Osterei entsteht, wird es in mehreren solcher Schritte von hell nach dunkel gefärbt. Ebenfalls Geschicklichkeit erfordert die Kratztechnik. Hierfür wird das Ei mit kräftiger Farbe (Stoff- oder Batikfarbe) gefärbt, und mit einem spitzen Messer wird ein Muster in die Farbe geritzt. Abschließend wird das Ei mit Öl eingerieben, damit es schön glänzt.

Mysterium Osterhase

Kinder suchen am Ostersonntag bunte Eier, die der Osterhase im Garten versteckt haben soll. Erstmals erwähnt wurde dieser Brauch im Jahr 1682 vom Frankfurter Arzt Johannes Richter – in seiner Doktorarbeit mit dem Titel „De ovis paschalibus – von Oster-Eiern“.

Schon damals war klar, dass es sich beim Osterhasen, der die Eier versteckt, nur um eine Geschichte für Kinder handelt. Wie diese und der Brauch entstanden sind, ist bis heute nicht bekannt. Traditionell steht der Hase für Wiederauferstehung und Fruchtbarkeit, weshalb er mit Ostern verbunden wird: Er gehört zu den ersten Tieren, die nach dem kalten Winter Nachwuchs bekommen. Zudem kann ein Hasenweibchen mehrmals im Jahr Junge zur Welt bringen – bis zu 20 im Jahr. Weil Hasen mit offenen Augen schlafen, wurden sie auch als Symbol für den Auferstandenen, der nie mehr einschlafen wird, angesehen.

Die Tradition des Eierfärbens ist älter als die Geschichte des Osterhasen. Daher haben vor ihm andere Tiere die Eier gebracht – etwa der Kuckuck und der Storch. Der Legende nach sollen sie am Gründonnerstag nach Rom geflogen sein, um die Eier abzuholen und nach ihrer Rückkehr zu verteilen.

Osterwasser

Geschöpft wird es nach altem Volksbrauch in der Nacht zum oder vor Sonnenaufgang am Ostersonntag – aus einer Quelle, einem Bach oder einem Fluss. Dem Volksglauben nach soll Osterwasser besonders lange halten und nicht faulen, heilende Wirkungen haben und die Haut schön machen. Traditionell wurde Osterwasser von jungen, unverheirateten Frauen geschöpft. Das Schöpfen selbst sowie der Weg zur Wasserstelle und zurück mussten stillschweigend zurückgelegt werden, damit das Wasser nicht an Wirkung verlor.

Andere Länder, andere Sitten

In Australien ist der Osterhase wenig beliebt, weil die von den Europäern eingeschleppten Kaninchen zur Plage geworden sind. Daher werden statt Schokohasen Bilbys (Kaninchennasenbeutler) aus Schokolade verzehrt. In Irland werden Heringe begraben. Erklären lässt sich das mit dem Ende der Fastenzeit, die finanziell hart für Metzger ist, weil kein Fleisch auf den Tisch kommt, allenfalls Fisch.

An Ostern darf endlich wieder Fleisch verzehrt werden, weshalb der Hering ein Begräbnis erhält – oftmals von den lokalen Metzgern organisiert. In Bulgarien nimmt am Ostersonntag jeder ein Ei mit zur Kirche. Sobald die Messe vorüber ist, gibt es Eierduelle. Dabei werden zwei Eier mit den Spitzen gegeneinandergeschlagen. Wer als Letzter ein heiles Ei vorweisen kann, soll ein besonders glückliches Jahr erleben.

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