PTA-Beirat Kolumne: Die Traubenzucker-Kuh
Wer kennt sie nicht? Für Kinder ist sie aus der Offizin nicht wegzudenken. Ihr Bauch ist stets gut gefüllt mit Traubenzuckern, die durch Anheben ihres Kopfes unter einem lauten Muh entnommen werden können. Besonders die ganz Kleinen stehen ungläubig staunend vor ihr und heben ihren Kopf immer und immer wieder an. Unser Exemplar ist schon etwas in die Jahre gekommen, es wohnt seit geschätzten 20 Jahren in der Heidelberg-Apotheke.
Da das Tier täglich desinfiziert wird, braucht es zwei Mal im Jahr eine umfassende Maniküre und Pediküre. Auch das Fleckenfellkleid wird mit einem Eding ausgebessert. Leider ist nicht jedes Kind gut geübt in der Handhabung dieses Wesens. Und so ereignete sich neulich ein tragischer Unfall. Dabei wurde die Kuh im Übereifer von der Taschenablage gestoßen und erlitt einen Genickbruch. Nach langer Recherche war klar: Die Kuh ist nicht zu ersetzten. Es gibt weder neue noch gebrauchte Exemplare auf dem Markt.
Doch nicht umsonst bin ich eine „Technische Assistentin“ und repariere als PTA alles, was in der Apotheke defekt ist. Kurzer Hand legte ich dem Tier ein professionelles Tape im Nackenbereich an. Während ihrer zweitägigen Genesungszeit im apothekeneigenen Kuhklinikum wurde die Kuh bereits schmerzlich von der kleinen Kundschaft vermisst. Die als Ersatz in einem Körbchen aufgestellten Traubenzucker wurden verschmäht. Ein Kind weinte sogar, als es von dem tragischen Kuhschicksal erfuhr. Umso herzlicher wurde sie daher von der kleinen Kundschaft empfangen, als sie endlich wieder an ihrem gewohnten Platz stand, von wo aus sie hoffentlich noch viele weitere Jahre Klein und Groß den Tag versüßt.
Sarah Siegler (li.), Mitglied im Beirat von DAS PTA MAGAZIN, berichtet aus ihrem Alltag in der Heidelberg-Apotheke in Bisingen.