PTA Beirat-Kolumne: Gewissenskonflikte

Vor kurzem rief mich ein guter Freund an: „Britta, du musst mir helfen.“ Auf Nachfrage erklärte er, dass die Mutter seines Patenkindes ihn gebeten habe, bei uns in der Gegend Hustensaft und Fiebersaft für ihre Kinder zu kaufen. Beide Kinder waren erkältet und sie wolle nun ihre Vorräte auffrischen. „Aber das ist doch eigentlich nicht richtig, oder? Die beiden sind doch jetzt aller Wahrscheinlichkeit erstmal ein paar Wochen mit der Erkältung durch“, fragte mein Freund. In dieser Meinung konnte ich ihn nur bestärken. Und einen Ausweg aus seinem Gewissenskonflikt lieferte ich auch gleich: „Dich kennt hier doch jeder. In der Apotheke im Ort sowieso, im Nachbarort arbeitet auch eine Bekannte, einen Ort weiter stehe ich in der Offizin. Wir wissen alle, dass du keine Kinder hast. Keine Kinder – keine Säfte.“ Dem Freund war geholfen. Und den Kindern wird dann geholfen, wenn sie wirklich eine entsprechende Medikation brauchen. Dafür stehen wir PTA in der Rezeptur und beraten, was das Zeug hält. Und die PKA reißen sich bei den Bestellungen ein Bein aus. „Aber trotzdem, das ist doch Mist, dass Eltern jetzt versuchen, Medikamente zu horten, die wirklich kranke Kinder gerade brauchen könnten. Du schreibst doch immer so eine Kolumne, wäre das nicht ein Thema dafür?“, setzte der Freund nach. Nun ja, uns allen ist die Misere bekannt. Uns alle nervt das sinnfreie Bunkern, das Verhätscheln von Teenagern mit Säften, die Gießkannenverteilung von Antibiotika. Aber, dass einige der losgeschickten Strohleute durchaus Gewissensbisse haben, wenn sie von imaginären, kranken Kindern berichten, sollte uns in der Apotheke Mut machen. Mut machen zum Hinterfragen von Diagnose, Körpertemperatur, Alter und aktuellem Gewicht des Kindes. Mut machen, eine leicht erhöhte Körpertemperatur als gesunde Reaktion des Körpers zu erklären, Waden-, Brust- und Pulswickel zu empfehlen und Zuwendung, körperliche Nähe, Ruhe und gründliches Auskurieren zu preisen. Auch wenn das eigentlich in der heutigen Arbeits- und Familienwelt nicht vorgesehen ist. Aber das ist eine andere Kolumne ...