Rhinosinusitis: Nase frei
- Bei der akuten Rhinosinusitis ist die Schleimhaut der Nasenhöhle sowie der Nasennebenhöhlen entzündet.
- Typische Symptome sind „verstopfte Nase“ und Druckkopfschmerz.
- Nasentropfen und -sprays wirken schleimhautabschwellend. Systemische Dekongestiva gibt es in Kombination mit schmerzlindernden Wirkstoffen.
- Pflanzliche Sekretolytika können helfen, den festsitzenden Schleim zu verflüssigen.
- Inhalationen mit Wasserdampf oder Salzlösung befeuchten die Nasen(neben)höhlen-Schleimhaut.
Die Nasenhöhle und die Nasennebenhöhlen sind eine funktionelle Einheit: Ist die Schleimhaut an der einen Stelle entzündet, ist sie es schnell auch an der anderen. Daher tritt die Nasenhöhlenentzündung (Rhinitis) oft im Doppelpack mit der Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) auf. Das Krankheitsbild wird dann als Rhinosinusitis bezeichnet.
Auslöser der akuten Rhinosinusitis sind oftmals Viren. In der Regel verschwinden die Beschwerden zwar von selbst nach ein bis zwei Wochen, dennoch stören Symptome wie verstopfte Nase oder Druckschmerzen im Kopf- und Stirnbereich das Wohlbefinden und die Schlafqualität. Betroffene fragen daher häufig in der Apotheke nach wirksamen Mitteln. Aus dem großen OTC-Angebot gilt es dann, das individuell passende Medikament herauszusuchen. Wir stellen Ihnen eine Auswahl an gängigen Präparaten und Möglichkeiten zur Linderung der Symptome vor.
Zum Arzt sollten Sie Kunden schicken, wenn diese sehr starke Schmerzen haben, das Gesicht angeschwollen ist, Fieber schon länger anhält oder gar von neurologischen Beschwerden berichtet wird. Das gilt auch, wenn Sie eine chronische oder allergische Rhinosinusitis vermuten.
Dekongestiva
Die Nasenatmung verbessern topische Dekongestiva, also abschwellende Nasensprays und -tropfen. Sie wirken als Sympathomimetika über adrenerge Rezeptoren direkt an den Nasenschleimhautgefäßen und verengen diese, was die entzündlich bedingte Schwellung zurückgehen lässt. Nasensekret kann abfließen und Betroffene bekommen besser Luft. Gleichzeitig werden die Ostien offen gehalten. Das sind die kleinen Öffnungen, über die die Nasenhöhle mit den Nasennebenhöhlen verbunden ist. Verschließen diese sich, fördert das die Entwicklung einer Entzündung der Nasennebenhöhlen.
Topisch-- Typische topische Dekongestiva sind die alpha-Sympathomimetika Oxymetazolin, Xylometazolin und Tramazolin. Sie können in Form von Sprays oder Tropfen laut der sich zurzeit in Überarbeitung befindlichen S2k-Leitlinie Rhinosinusitis zur symptomatischen Linderung bei der akuten Form verwendet werden. Präparate sollten möglichst frei von Konservierungsmitteln wie Benzalkoniumchlorid sein und – wegen des Risikos einer Rhinitis medicamentosa („Nasentropfenabhängigkeit“) – nicht länger als sieben bis maximal zehn Tage angewendet werden. Vor erneuter Anwendung empfehlen die Hersteller eine mehrtägige Pause.
Systemisch-- Die Sympathomimetika Pseudoephedrin, Norephedrin (Phenylpropanolamin) und Phenylephrin zählen zu den systemischen Dekongestiva. In Deutschland gibt es sie freiverkäuflich nur kombiniert mit Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol. Leiden Kunden auch unter Husten, gibt es Kombipräparate, die zusätzlich antitussive Wirkstoffe enthalten (z. B. Wick Daymed Erkältungskapseln mit Phenylpropanolamin als abschwellend wirkende Substanz, Dextromethorphan gegen Reizhusten und Paracetamol gegen Kopf- und Gliederschmerzen).
Auch bei systemischen Dekongestiva kommt es durch die gefäßverengende und dadurch abschwellende Wirkung auf die Nasenschleimhaut zu einer besseren Nasenatmung und zum „Freihalten“ der Nasennebenhöhlen. Sie sollten aber nur zur Kurzzeittherapie empfohlen werden (s. Tab. unten), und auch nur dann, wenn tatsächlich Schmerzen gelindert werden sollen. Wegen der gefäßverengenden Wirkung gelten Kontraindikationen für Menschen mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Engwinkelglaukom, Blasenentleerungsstörungen und Leberfunktionsstörungen.
Sekretolytika
Sitzt der Schleim in den Nasennebenhöhlen fest, können Sekretolytika unterstützen: Sie stimulieren die Becherzellen, ein dünnflüssiges Sekret zu produzieren. Fließt das Sekret ab, bessert sich in aller Regel auch das Druckgefühl im Kopf-Stirn-Bereich.
Es gibt sowohl pflanzliche als auch chemisch-synthetische Sekretolytika in den unterschiedlichsten Darreichungsformen (z. B. Kapsel, Tablette, Tropfen). Relativ gut ist die Studienlage für pflanzliche Präparate, wobei die Aussagen der Studien immer nur für den jeweils geprüften standardisierten Extrakt gelten.
Pflanzlich-- Zu den bewährten pflanzlichen Sekretolytika mit guter Studienlage zählen unter anderem ELOM-80 (rektifiziertes Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl), CNL-1976 (Cineol) sowie die Kombination Kapuzinerkressekraut-/Meerrettichwurzel-Pulver. Die Pflanzenextrakte/Cineol verflüssigen das Sekret und fördern dessen Abtransport. Antimikrobielle und antientzündliche Eigenschaften ergänzen das Wirkspektrum. Die frühzeitige Einnahme (mit Beginn der Symptomatik) mit ausreichend Flüssigkeit ist empfehlenswert.
Synthetisch-- Chemisch definierte Sekretolytika wie N-Acetylcystein, Ambroxol und Bromhexin werden zwar auch bei der akuten Rhinosinusitis häufig eingesetzt. Laut Leitlinie liegt jedoch für den Nutzen dieser Therapie bei akuter Rhinosinusitis bisher keine Evidenz vor.
Inhalation
Bei der Inhalationstherapie werden aus pharmazeutischer Sicht Dämpfe oder Aerosole eingeatmet. Dieses Prinzip kann bei der akuten Rhinosinusitis genutzt werden.
Wasserdampf-- So hilft die Inhalation von Wasserdampf (38 – 42 °C), die Nasenschleimhaut zu befeuchten und das Sekret zu verflüssigen. Die einfachste Form ist hier: Schüssel mit heißem Wasser füllen, Kopf drüber halten und mit Handtuch abdecken (nicht für Kinder geeignet!). Komfortabler sind doppelwandige Inhalatortöpfe mit Mund- und Nasenmaske. Die im Wasserdampf enthaltenen Wassertröpfchen haben etwa einen Durchmesser von 30 Mikrometern. Sie sind damit zu groß, um in die Nasennebenhöhlen (oder die Lunge) zu gelangen, erreichen aber zumindest den Nasen-Rachen-Raum.
Salzlösung-- Auf diese Weise mit Salzlösung zu inhalieren, ist allerdings ineffektiv, denn das Salz bleibt überwiegend im Topf. Damit es die Atemwege befeuchten kann, benötigt man einen elektrischen Nebulizer (z. B. Ultraschallvernebler, Druckluft-Vernebler). Dieser erzeugt ein feindisperses Flüssigkeitsaerosol mit Partikeln in einer Größe unter fünf Mikrometern. Das ist klein genug, um auch die Nasennebenhöhlen (und die Lunge) zu erreichen. Ist nicht nur die befeuchtende Wirkung der isotonischen Salzlösung (= 0,9 % NaCl) gewünscht, sondern soll auch Schleim gelöst werden, ist eine hypertone Salzlösung (>0,9 % NaCl) empfehlenswert.
Aus dem OTC-Sortiment* |
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Arzneimittel |
Wirkstoff(e) |
Dosierung |
Hinweise |
Dekongestiva |
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Nasivin Nasenspray Erw. u. Schulkinder |
Oxymetazolin |
2- bis 3 x tgl. 1 Sprühstoß je Nasenloch |
max. 7 d nicht für Kdr. < 6 J. |
Otriven 0,1 % Nasentropfen |
Xylometazolin |
bis zu 3 x tgl. 2 – 4 Trpf. je Nasenloch |
max. 7 d nicht für Kdr. < 12 J. |
Rhinospray Nasenspray |
Tramazolin |
bis zu 3 x tgl. 1 Sprühstoß je Nasenloch |
max. 7 d nicht für Kdr. < 6 J. |
Dekongestiva + Analgetikum |
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Aspirin Complex Granulat / Grippostad Complex |
Acetylsalicylsäure (500 mg/Btl.) Pseudoephedrin (30 mg/Btl.) |
1 – 2 Btl., max. 6 Btl./d im Abstand von 4 – 8 Std. |
max. 3 d nicht für Kdr. u. Jgl. < 16 J. |
Boxagrippal Erkältungstabletten |
Ibuprofen (200 mg/Tbl.) Pseudoephedrin (30 mg/Tbl.) |
1 Tbl. bei Bedarf, max. 6 Tbl./d im Abstand von 6 Std. |
max. 5 d nicht für Kdr. u. Jgl. < 15 J. |
Geloprosed Pulver |
Paracetamol (1.000 mg/Btl.) Phenylephrin (10 mg/Btl.) |
1 Btl., max. 3 Btl./d im Abstand von 4 – 6 Std. |
max. 3 d nicht für Kdr. < 12 J. |
Phytopharmaka |
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Angocin Anti Infekt N |
Kapuzinerkressekraut-/Meerrettichwurzel-Pulver |
Erw./Kdr. > 12 J.: 3 – 5 x/d 4 – 5 Tbl. Kdr. 6 – 12 J.: 3 – 4 x/d 2 – 4 Tbl. |
unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit nach den Mahlzeiten, Anwendungsdauer nicht begrenzt, für Kdr. > 6 J. |
Gelomyrtol forte |
ELOM-80 (rektifizierte Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöle) |
Erw., Jgl. > 12 J. (akut): 3 – 4 x tgl. 1 Kps. Kdr. 6 – 12 J. (akut): 1 – 3 x tgl. 1 Kps. |
1/2 halbe Std. vor dem Essen mit reichlich kalter Flüssigkeit, letzte Dosis vor dem Schlafengehen, nicht für Kdr. < 6 J. |
Soledum Kapseln forte |
CNL-1976 (Cineol) |
akut: 3 – 4 x tgl. 1 Kps. |
halbe Std. vor dem Essen mit reichlich kalter Flüssigkeit nicht für Kdr. < 12 J. |
*beispielhafte Nennungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Stand der Informationen: 16.10.2024)
Beratungstipps
Neben dem Rat zum Inhalieren mit Salzlösungen können Sie auch Nasenspülungen mit isotonischer Kochsalzlösung (Nasendusche) empfehlen. Eigentlich selbstverständlich, doch nicht immer praktiziert: Wer Nasenspray oder -tropfen nutzt, sollte vorher die Nase gründlich putzen.
Beim Spray helfen die aufrechte Körperhaltung und das gleichzeitige Lufteinziehen beim Auslösen des Sprühstoßes, die Verteilung des Sprühnebels über die Schleimhautoberfläche des Nasenraumes zu verbessern.
Bei Nasentropfen sollte der Kopf hingegen in den Nacken gelegt werden. Tropfen dann in jedes Nasenloch einträufeln und kurz einwirken lassen. Sowohl der Spraykopf als auch die Pipette sollten nach dem Gebrauch mit einem sauberen Tuch gereinigt werden, bevor die Kappe wieder aufgesetzt beziehungsweise die Pipette auf die Flasche aufgeschraubt wird.
Beeinträchtigt die verstopfte Nase den Schlaf, empfehlen Sie, beim Liegen den Kopf hochzulegen, damit der Schleim gut abfließen kann. Grundsätzlich sind bei einem Infekt körperliche Schonung und viel Trinken sinnvoll. Das Sortiment der Erkältungstees bietet sich für eine Zusatzempfehlung an.