Serie Fresh-up: Spironolacton

Das kaliumsparende Diuretikum Spironolacton greift als Aldosteron-Antagonist am Rezeptor für Mineralocorticoide an. So wird es bei resistentem Bluthochdruck eingesetzt, der auf einen primären oder sekundären Hyperaldosteronismus zurückgeht.

von Petra Schicketanz
29.03.2025

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© Foto: ilbusca / Getty Images / iStock
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Serie Fresh-up

01/2025 Teriparatid
02/2025 Epoetin
03/2025 Isotretinoin
04/2025 Spironolacton
05/2025 Doxycyclin
06/2025 Hydroxychloroquin
07/2025 Levodopa
08/2025 Glyceroltrinitrat
09/2025 Infliximab
10/2025 Ciclosporin
11/2025 Donepezil
12/2025 Tirzepatid

Schnaufend betritt ein Kunde die Apotheke und überreicht der PTA mit einem knappen Gruß einen Abholschein.

„Hallo, Herr Brill“, begrüßt ihn die PTA und holt das vorbestellte Medikament, eine Packung Aldactone mit jeweils 50 Milligramm Spironolacton pro Tablette.

„Bin gespannt, ob das neue Mittel hilft“, verkündet Herr Brill. „Der Arzt hat mir große Hoffnungen gemacht, dass ich damit nicht nur den Blutdruck senke, sondern dass auch die Ödeme an den Knöcheln verschwinden.“

„Die Dosierung erfolgt individuell. Der Arzt hat Ihnen für die ersten sechs Tage jeweils 100 Milligramm verordnet, das entspricht jeweils zwei Tabletten, die Sie unzerkaut mit etwas Wasser einnehmen. Messen Sie bitte regelmäßig Ihren Blutdruck, am besten immer zur selben Uhrzeit“, empfiehlt die PTA.

„Genau das hat mein Arzt auch gesagt“, bestätigt Herr Brill. „Und mir gleich für die nächste Woche einen neuen Termin gegeben, um mit mir die Erhaltungsdosis zu besprechen.“

„Das ist auch wichtig, denn es ist schon ein Unterschied, ob sie die Tabletten täglich oder beispielsweise nur jeden dritten Tag einnehmen sollen“, stimmt die PTA dem Kunden zu und erklärt ihm, dass die Therapie auf einen möglichst kurzen Zeitraum begrenzt ist und der Arzt die Notwendigkeit einer längerfristigen Verordnung regelmäßig überprüfen wird.

Hintergrund

„Der Wirkstoff Spironolacton ist ein Gegenspieler des Nebennierenhormons Aldosteron. Dieses zählt zu den Mineralocorticoiden und sorgt dafür, dass die Niere vermehrt Kalium ausscheidet und dafür Natrium zurückhält. Dadurch wird weniger Wasser abgegeben. Das Blutvolumen steigt und damit auch der Blutdruck“, erklärt die PTA.

„Spironolacton verdrängt Aldosteron von seinem Rezeptor, sodass dessen Wirkung nicht zum Tragen kommt. Das funktioniert demnach nur, wenn der Blutspiegel des Mineralocorticoids tatsächlich erhöht ist. Der Arzt nennt das einen primären oder sekundären Hyperaldosteronismus. Bei der primären Form liegt die Ursache der Überproduktion in der Nebenniere, bei der sekundären Form gibt es andere Ursachen, wie beispielsweise eine Leberzirrhose.“

Hinweise

Die PTA erläutert Herrn Brill die Verordnungseinschränkungen: „Da der Wirkmechanismus grundlegend in den Wasserhaushalt der Nieren eingreift, darf Spironolacton nicht angewendet werden bei schwerer Niereninsuffizienz, akutem Nierenversagen, einer täglichen Harnproduktion von weniger als 100 Millilitern (Anurie), zu niedrigem Blutspiegel für Natrium (Hyponatriämie) und einem zu hohen für Kalium (Hyperkaliämie). Bei Menschen mit einer leichten Niereneinschränkung, niedrigem Blutdruck, Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) und Diabetikern, die zu einer Azidose neigen, darf das Mittel nur unter besonders sorgfältiger ärztlicher Überwachung verabreicht werden.

Zudem sollten Arzneimittel, die Einfluss auf den Kaliumhaushalt nehmen, nicht zur gleichen Zeit genommen werden. Denn das kann zu einer lebensbedrohlichen Hyperkaliämie führen. Eine solche Elektrolytstörung kann zu Herzrhythmusstörungen bis hin zum Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems führen.“

„Welche Wirkstoffe verändern den Kaliumspiegel?“, interessiert sich der Kunde. „Neben Kaliumchlorid steigern beispielsweise die ACE-Hemmer Captopril oder Enalapril den Serum-Kalium-Spiegel. Dasselbe gilt für die kaliumsparenden Diuretika Triamteren und Amilorid.“

Älterer Mann mit Bart kontrolliert seinen Blutdruck.


© Foto: Prostock-studio / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodel)

Spironolacton wird bei Bluthochdruck eingesetzt, insbesondere wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken. Eine regelmäßige Blutdruckkontrolle ist wichtig.

Extra

„Was hat eigentlich Spironolacton mit Dopingkontrollen zu tun?“, will Herr Brill wissen. „Bei Dopingkontrollen wird auf Spironolacton getestet, weil mit diesem Wirkstoff schnell ein Gewichtsverlust erzielt werden kann, der dem Sportler die Teilnahme in einer vorteilhafteren Gewichtsklasse ermöglicht. Viel wichtiger ist jedoch die hohe Urin-Ausscheidung, durch die sich die Konzentration anderer Substanzen im Harn verdünnt. Damit können andere doping-relevante Substanzen maskiert werden.“

„Welche Nebenwirkungen können bei meiner Therapie auftreten?“ „Prinzipiell ist eine allgemeine Störung von Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt möglich. Dabei kommt es zu einer Vermehrung von Kalium, Calcium und Chlorid und zu einer Abnahme von Wasser, Natrium und Magnesium.

Mögliche Folgen sind Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Durst, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Schwindel, Müdigkeit, Sehstörungen, Apathie, Verwirrtheit, Muskelschwäche, Wadenkrämpfe sowie Störungen von Herzrhythmus und Kreislauf. Außerdem kann sich bei Männern die Stimmlage verändern. Weiterhin sind eine Berührungsempfindlichkeit und Spannung in den Brüsten möglich. Bei Männern kann ein reversibles Wachstum der Brüste auftreten, gelegentlich auch eine Potenzstörung. Bei Frauen sind Menstruationsstörungen möglich sowie eine Vermännlichung der Körperbehaarung, auch Hirsutismus genannt.“

„Das klingt ja nicht sehr schön“, bemerkt der Kunde.
„Machen Sie sich bitte nicht zu viele Sorgen, sondern nehmen Sie das Mittel streng nach Anweisung des Arztes ein. Berichten Sie ihm, wenn Nebenwirkungen auftreten, und achten Sie besonders bei gleichzeitigem Durchfall oder wenn Sie besonders viel schwitzen darauf, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust angemessen auszugleichen. Die volle Wirkung entfaltet sich üblicherweise innerhalb von zwei Wochen. Achten Sie bitte beim Autofahren oder Bedienen anderer Maschinen darauf, dass das Reaktionsvermögen eingeschränkt sein kann.“

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