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Zertifizierte Fortbildung: Reisekrankheiten

Trotz gestiegener Lebenshaltungskosten scheint die Reiselust in Deutschland ungebrochen. Erfahren Sie in dieser zertifizierten Fortbildung, welche Empfehlungen vor Reisebeginn wichtig sind.

von Dr. Claudia Bruhn
28.06.2024

Schatten eines Flugzeugs über dem Strand
© Foto: Armando Oliveira / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
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  • Mit einer guten Vorbereitung lassen sich viele Gesundheitsprobleme auf Reisen vermeiden.
  • Mit der Beratung zu Dauermedikamenten, zum Umgang mit Reiseübelkeit und Jetlag-Symptomen und zu Reiseimpfungen kann die Apotheke Unterstützung anbieten.
  • Gesundheitliche Probleme am Urlaubsort wie Verstopfung, Durchfall, Augenreizungen oder Lippenherpes können durch Mittel aus der Reiseapotheke gelindert werden.
  • Wegen des hohen Hautkrebsrisikos ist bei Reisen in sonnenreiche Regionen die Beratung zu Sonnenschutzmaßnahmen besonders wichtig.

Der Dichter Matthias Claudius, der von 1740 bis 1815 gelebt hat, schrieb sehr treffend: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen...“ . Und hoffentlich nur Gutes, möchte man hinzufügen. Denn obwohl das Reisen heute deutlich komfortabler sein kann als zu jener Zeit, als es weder Flugzeuge noch Eisenbahnen oder Autos gab, birgt es nach wie vor gesundheitliche Risiken. Eine gute Vorbereitung ist deshalb die beste Voraussetzung für erfreuliche Reiseberichte.

Aktueller Podcast

Vorbereitung

Viele Erkrankungen, die auf einer Reise auftreten können, lassen sich durch eine gute Vorbereitung vermeiden. Die größte Unterstützung kann die Apotheke bei der Zusammenstellung der Reiseapotheke anbieten. Dahinein gehören nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, wie Präparate gegen Reisedurchfall und Reiseübelkeit oder Desinfektionsmittel, sondern auch Dauermedikamente, mit denen sich Patienten vor Reiseantritt ausreichend bevorraten sollten. Für die Zusammenstellung der Reiseapotheke sind außerdem das Reiseziel, die Reisedauer, die Art der Unterkunft und das Alter der Reisenden von Bedeutung (s. Tab. unten).

Lernziele

Nach Lektüre dieser Lerneinheit wissen Sie, ...

  • welche Arzneimittel für die Reiseapotheke empfehlenswert sind.
  • was Patienten mit Dauermedikation bei der Reisevorbereitung beachten sollten.
  • mit welchen Mitteln sich das Risiko für typische Symptome auf Reisen wie Reiseübelkeit, Jetlag oder Darmprobleme verringern lässt.
  • warum Sonnen- und Mückenschutzmaßnamen besonders wichtig sind.

Dauermedikation

Bei Stammkunden wissen PTA über deren verschreibungspflichtige Medikamente bestens Bescheid. Erinnern Sie sie daran, rechtzeitig vor Reisebeginn zu checken, ob der Vorrat mindestens bis zum Ende des Urlaubs reicht. Falls nicht, sollten die Patienten beim behandelnden Arzt rechtzeitig ein Rezept über die benötigte Menge besorgen.

Formulare-- Für die Sicherheitskontrolle am Flughafen sowie Grenzkontrollen ist es hilfreich, eine ärztliche Bescheinigung vorlegen zu können, die das Mitführen von Dauermedikamenten und Hilfsmitteln bestätigt. Beispielsweise bietet die Deutsche Diabetes Hilfe e.V. auf ihrer Internetseite einen entsprechenden Vordruck in deutscher und englischer Sprache zum Herunterladen an, der vom behandelnden Arzt nur noch unterschrieben und abgestempelt werden muss.

Tipps-- Gerade Insulin-pflichtige Diabetiker müssen bei der Vorbereitung ihrer Reise eine Menge bedenken. Zu den hilfreichen Tipps zählen: mehr Teststreifen mitnehmen als für die Reisezeit benötigt, die Blutzucker-senkenden Tabletten und das Insulin (gekühlt) im Handgepäck mitführen und den Traubenzucker nicht vergessen.

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© Foto: Allchonok / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Die Anpassung der Insulindosis bei Fernreisen erfordert sorgfältige Planung und kann je nach Reiseziel und Dauer der Reise variieren.

Zeitverschiebung

Die Zeitverschiebung, insbesondere wenn sie mehr als zwei oder drei Stunden beträgt, kann für Reisende belastend sein. Zu den häufigsten Symptomen, die bis zur Gewöhnung an den neuen Tag-Nacht-Rhythmus auftreten, zählen Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schlafstörungen (Jetlag). Ein Mittel gegen Kopfschmerzen darf deshalb in der Reiseapotheke (s. Tab. S. 24) nicht fehlen. Für einige Dauermedikamente wie Kontrazeptiva gibt es allgemeine Einnahmeregeln, die in der Apotheke vermittelt werden können. Sicherheitshalber sollten sich Patienten mit Dauermedikamenten vor Reisebeginn bezüglich des idealen Einnahmezeitpunkts mit ihrem Arzt beraten.

Melatonin-- Dieses im menschlichen Körper vorkommende Hormon wird oft als „Schlafhormon“ bezeichnet, was nicht ganz korrekt ist. Denn an der Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus sind zahlreiche weitere Faktoren beteiligt. Melatonin wird im Gehirn produziert, wenn die Lichtmenge abends nachlässt. Auf Fernreisen mit großer Zeitverschiebung kann die Einnahme des Hormons helfen, die innere Uhr auf den neuen Tag-Nacht-Rhythmus einzustellen. Dazu wird die Substanz ab dem Ankunftstag in einer Dosis zwischen 0,5 und 5 mg bis zu fünf Tage lang vor dem Schlafengehen, jedoch nicht vor 20 Uhr, eingenommen. Mit der Einnahme kann auch schon ein bis zwei Tage vor der Abreise begonnen werden. Dabei sollte sich der Einnahmezeitpunkt nahe an der abendlichen Ortszeit am Urlaubsziel befinden. Neben zahlreichen Melatonin-Nahrungsergänzungsmitteln gibt es auch ein verschreibungspflichtiges Präparat (Melatonin Vitabalans Tbl.) zur kurzzeitigen Behandlung des Jetlags bei Erwachsenen. Da es sich um ein Lifestyle-Arzneimittel handelt, werden die Kosten nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen.

Pro- und Präbiotika

Reisedurchfall zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen im Urlaub, vor allem auf Fernreisen. Die wohl bekannteste prophylaktische Maßnahme bei Fernreisen ist die Regel, nur gekochte und schälbare Lebensmittel zu verzehren und Getränke nur aus versiegelten Flaschen zu trinken (Cook it, peel it or forget it). Eine weitere mögliche Vorsorgemaßnahme ist die Einnahme von Probiotika und/oder Präbiotika, beginnend einige Tage vor Reisebeginn.

Probiotika-- Diese Präparate enthalten lebende, nicht pathogene Bakterien- oder Hefestämme wie Laktobazillen, Bifidobakterien oder Saccharomyces. Durch Senkung des intestinalen pH-Wertes, die Bildung bakterizider Substanzen (z. B. kurzkettige Fettsäuren, Wasserstoffperoxid) und die Aktivierung von Makrophagen und Antikörpern wirken Probiotika Krankheitserregern entgegen. Für bestimmte Stämme (z. B. S. boulardii, L. casei DN-114 001) ist gesichert, dass sie Häufigkeit, Dauer und Intensität von viral und bakteriell bedingten Durchfallerkrankungen verringern können. Präventiv eingenommen, können sie möglicherweise das Auftreten von Reisedurchfall verhindern.

Präbiotika-- Mit diesem Begriff bezeichnet man nicht verdauliche Ballaststoffe wie Inulin, Oligofruktose oder resistente Stärke. Sie gelangen in den Dickdarm, dienen den dort ansässigen probiotischen Bifidobakterien und Laktobazillen als Nahrung und fördern deren Wachstum und Aktivität, sodass deren gesundheitsfördernde Eigenschaften stärker zum Tragen kommen können. Kombinationspräparate aus Pro- und Präbiotika werden als Synbiotika bezeichnet.

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© Foto: Grafik: DAS PTA MAGAZIN / Illustration: Mone Beeck

Besonders Fernreisen abseits touristischer Pfade müssen gut vorbereitet werden. Ratsam ist es, Kopien wichtiger Dokumente zu machen und diese getrennt von den Originalen aufzubewahren.

Reiseimpfungen

Eine Urlaubsreise oder auch ein beruflich veranlasster Aufenthalt im Ausland sind eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob die von der Ständigen Impfkomission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfohlenen Standard- und Indikationsimpfungen vollständig sind oder eventuell aufgefrischt werden sollten. Darüber hinaus gibt es Impfungen beispielsweise gegen Hepatitis A, Cholera, Typhus und Tollwut, die nur bei Reisen in bestimmte Regionen empfohlen werden. Der Hausarzt oder eine reisemedizinische Praxis sind Ansprechpartner.

Nachweispflicht-- Bestimmte Impfungen sind im internationalen Reiseverkehr vorgeschrieben und nachweispflichtig. Dazu zählen beispielsweise Impfungen zum Schutz vor Gelbfieber oder Meningokokken.

Dengue-Fieber-- Das Dengue-Virus kommt vor allem in tropischen und subtropischen Gegenden Asiens wie Thailand oder Indonesien, in Mittel- und Südamerika sowie in Regionen Ost- und Westafrikas vor. Beispielsweise wurde Anfang dieses Jahres aus Brasilien ein massiver Ausbruch von Dengue-Fieber berichtet. Die Hauptsymptome bei einer Infektion sind Fieber, Kopf-, Gliederschmerzen sowie Hautausschlag. Überträger des Dengue-Virus sind vor allem Stechmücken, etwa der Gattung Aedes, die sich mittlerweile bis nach Europa verbreitet haben. Deshalb wurden auch in Italien, Spanien und Frankreich Dengue-Fälle beobachtet. Der Dengue-Impfstoff (seit 2022 in Europa), wird von der STIKO derzeit jedoch nur für Reisende empfohlen, die bereits an Dengue-Fieber erkrankt waren. Deshalb werden die Kosten dafür aktuell noch nicht von der GKV übernommen.

Urlaubsfeeling

Wenn die Impftermine abgehakt, die Reiseapotheke verstaut und die Koffer gepackt sind, steigt die Vorfreude auf die freie Zeit. Damit sie weder bei der Anreise noch am Urlaubsort getrübt wird, können PTA weitere nützliche Hinweise geben, beispielsweise zur Linderung der Symptome von Reiseübelkeit, Jetlag oder typischen Magen-Darm-Problemen.

Reiseübelkeit

Reiseübelkeit, auch als Reisekrankheit, Seekrankheit oder Kinetose bezeichnet, kann den Urlaubsbeginn oder Ausflüge in der Zielregion stark beeinträchtigen. Wer dazu neigt, hat in der Regel vorgesorgt und ein H1-Antihistaminikum mit den Wirkstoffen Dimenhydrinat oder Diphenhydramin eingepackt. Alternativen sind Ingwerpräparate oder Ingwertee, die jedoch oft nur gegen leichte Beschwerden helfen.

Prophylaktisch-- Tabletten, Tabs, Retardkapseln oder Suppositorien mit H1-Antihistaminika sollten etwa eine halbe Stunde vor Reisebeginn angewendet werden.

Soforthilfe-- Kaugummis mit Dimenhydrinat werden bei den ersten Symptomen von Reiseübelkeit gekaut; der Wirkeintritt erfolgt innerhalb von zehn Minuten.

Erbrechen-- Ist es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu heftigem Erbrechen gekommen, sollte eine orale Rehydratationslösung angewendet werden.

Unterstützung-- Reisenden, die zu Übelkeit neigen, kann geraten werden, einen Sitz im vorderen Teil des Busses oder Autos zu wählen und während der Fahrt einen Punkt am Horizont zu fixieren, nicht aus den Seitenfenstern zu schauen und für gute Belüftung im Verkehrsmittel zu sorgen. Entspannungsmusik oder ein Hörbuch können für Ablenkung sorgen.

Wussten Sie, dass ...
  • die Symptome mancher auf Reisen erworbener Infektionskrankheiten erst einige Wochen nach der Rückkehr auftreten?
  • vor allem bei Erschöpfung, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlägen und schlecht heilenden Wunden der Verdacht besteht?
  • Parasiten, Würmer oder Pilze, die bei uns nicht vorkommen, zu den Hauptverursachern zählen?
  • Reiserückkehrern geraten werden sollte, sich bei Zweifeln an ein reisemedizinisches Zentrum zu wenden?

Jetlag

Die Einnahme von Melatonin-Tabletten vor Reisebeginn beziehungsweise bis zu fünf Tage nach Ankunft ist nur eine Möglichkeit zur Bekämpfung von Jetlag-Symptomen.

Um die innere Uhr zu synchronisieren, sollten Urlauber versuchen, sich am Zielort rasch an die neuen Tageszeiten anzupassen, also beispielsweise bei einer Reise von Ost nach West am Ankunftstag tagsüber nicht schlafen, sondern versuchen, bis zum Abend durchzuhalten. Bei einer Reise von West nach Ost ist es empfehlenswert, sich gleich am Morgen in das Tageslicht zu begeben.

Malaria

Für Reisende steht noch keine Malariaimpfung zur Verfügung. Um sich vor dieser schwerwiegenden Erkrankung zu schützen, sollten bei Reisen in Malaria-Endemiegebiete vor Ort Maßnahmen der Expositionsprophylaxe und der Chemoprophylaxe durchgeführt werden.

Expositionsprophylaxe-- Die Anophelesmücken, die die Malariaerreger übertragen, sind dämmerungs- und nachtaktiv. Deshalb empfehlen sich zu dieser Zeit ein Aufenthalt in Moskito-sicheren Räumen mit Fliegengittern und das Schlafen unter Moskitonetzen. Im Freien sollten lange Hosen und Socken sowie langärmlige Oberbekleidung getragen werden, die idealerweise mit insektenabtötenden Substanzen imprägniert sind. Freie Körperregionen wie Hände, Hals und Gesicht müssen mit Repellenzien eingesprüht werden.

Chemoprophylaxe-- Zur Prophylaxe der Malaria wird derzeit am häufigsten eine verschreibungspflichtige Kombination aus den beiden Wirkstoffen Atovaquon und Proguanilhydrochlorid (1 Tbl./T.) empfohlen. Mit der Einnahme wird 24 oder 48 Stunden vor der Einreise in das Malariagebiet begonnen. Während des Aufenthalts sowie bis zu sieben Tage nach der Abreise wird die Anwendung fortgesetzt.

Standby-Therapie-- Darunter wird eine notfallmäßige Selbstbehandlung der Malaria verstanden. Die Anwendung bei Malaria-Symptomen wie Fieber muss vor der Reise mit dem verordnenden Arzt besprochen werden. Eine Standby-Therapie ersetzt nicht einen Arztbesuch. Ist vor Ort kein Arzt erreichbar, muss spätestens nach der Rückkehr eine Praxis, die auf tropenmedizinische Behandlungen spezialisiert ist, aufgesucht werden.

Reiseapotheke*

Symptome

Wirkstoffe

Empfehlenswerte Darreichungsformen

Schmerzen, Fieber

Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen, Kombination ASS/Paracetamol/Coffein

Tabletten

Erkältungssymptome

Ambroxol

Tabletten

Oxymetazolin

Nasenspray

Dropropizin

Tabletten

Salbeiextrakt

Lutschpastillen

Reiseübelkeit, Erbrechen

Dimenhydrinat

Kapseln, Tabletten, Zäpfchen, Kaugummi

Diphenhydramin

Tabletten, Zäpfchen

Durchfall

Orale Rehydratationslösung

Pulver

Loperamid

Tabletten

Racecadotril

Kapseln

Verstopfung

Bisacodyl

Dragees

Natriumpicosulfat

Weichkapseln

Insektenstiche

Dimetinden

Gel

Verletzungen/Verstauchungen

Desinfektionsmittel

Spray

Dexpanthenol

Salbe

Verbandmaterial

Pflaster, Blasenpflaster, elastische Binde

Sonnenbrand

Dexpanthenol

Spray

Augenreizungen

künstliche Tränenflüssigkeit (z. B. auf Hyaluronsäurebasis)

EDO

Mückenschutz

Icaridin, Diethyltoluamid (Haut)

Permethrin (Kleidung)

Spray, Gel, Lotion

Lippenherpes

Aciclovir, Penciclovir

Creme

Zubehör

Fieberthermometer, Einmalhandschuhe, Schere (stumpf), Zeckenzange (-karte), Pinzette, Sicherheitsnadeln

Dauermedikamente

Für verschreibungspflichtige Medikamente sollten Rezepte und ärztliche Atteste mitgeführt werden, besonders bei Reisen ins Ausland.

*beispielhafte Nennungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Stand der Informationen: 17.06.2024)

Kontrazeptiva

Für Smartphones sind eine Reihe von kostenfreien Erinnerungs-Apps für Kontrazeptiva verfügbar. Sollte dennoch einmal eine Einnahme vergessen worden sein, hängen die darauffolgenden Maßnahmen von der Art der Pille ab.

Kombinationspräparate-- Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate haben ein Zeitfenster von maximal zwölf Stunden, in dem die Einnahme nachgeholt werden kann, ohne den Konzeptionsschutz zu gefährden. Alle darauffolgenden Tabletten werden dann wieder zur gewohnten Zeit eingenommen.

Gestagen-Präparate-- Bei diesen Kontrazeptiva hängt das Zeitfenster vom Wirkstoff ab. Die Minipille mit Levonorgestrel darf höchstens mit einer Verspätung von drei Stunden zum üblichen Einnahmezeitpunkt eingenommen werden. Bei Minipillen mit Desogestrel beträgt das Zeitfenster zwölf Stunden, bei Drospirenon 24 Stunden. Wurden diese Zeitfenster überschritten, kann der Konzeptionsschutz verringert sein. In den darauffolgenden sieben Tagen sollte dann zusätzlich eine Barrieremethode wie Kondome verwendet werden.

English for PTA

Lesen Sie ergänzend und thematisch passend zu unserer zertifizierten Fortbildung unseren englischen Beitrag „Travelling Medication: Prepared to Tour". 

Magen-Darm-Probleme-- Wenn die Anwenderin innerhalb von drei bis vier Stunden nach der Pilleneinnahme erbrechen muss oder starken Durchfall hat, kann es sein, dass der Wirkstoff noch nicht resorbiert wurde (gefährdeter Kontrazeptionsschutz). In diesem Fall ist vorsichtshalber eine weitere Pille einzunehmen.

Lippenherpes

Wer zu Lippenherpes neigt, sollte für die Reise auf jeden Fall ein entsprechendes Präparat mit Wirkstoffen wie Aciclovir, Penciclovir oder Docosanol einpacken. Zusätzlich sind weitere Vorsichtsmaßnahmen empfehlenswert. Denn die Reaktivierung der Herpesviren und ihre Einwanderung aus den Nervenknoten im Rückenmark (Ganglien) in die Lippen wird immer dann begünstigt, wenn die Immunabwehr geschwächt ist.

Ein Faktor, der das Immunsystem schwächen kann, ist intensive UV-Strahlung. Bei einer Reise in sonnenreiche Regionen sollten deshalb zusätzliche Schutzmaßnahmen in Form von Lippencremes mit Lichtschutzfaktor 50+ (Sunblocker) ergriffen werden. Die antivirale Creme sollten Betroffene dann wie üblich bei den ersten Anzeichen einer Infektion wie Kribbeln und Spannungsgefühl auftragen.

Weltkarte: Hepatitis-A-Risiko

© Grafik: DAS PTA MAGAZIN / Illustration: [M] PytyCzech / Getty Images / iStock | Quelle: Enteric hepatitis viruses - Scientific Figure on ResearchGate. Available from: https://www.researchgate.net/figure/World-map-of-HAV-prevalence_fig1_262383253 [accessed 13 Jun, 2024]

Verstopfung

Ungewohnte Speisen und Gewürze sowie die Veränderung der Tagesroutine führen im Urlaub nicht selten zu Verstopfung. Meistens normalisiert sich die Stuhlganghäufigkeit nach wenigen Tagen. Wenn nach mehr als drei Tagen noch immer kein Stuhlgang erfolgt ist sowie bei einem leichten Druckgefühl im Unterbauch oder bei der Entleerung von hartem Stuhl können Laxanzien, beispielsweise mit den Wirkstoffen Bisacodyl oder Natriumpicosulfat, Abhilfe schaffen. Wenn jedoch starke Bauchschmerzen, eventuell begleitet von Übelkeit und Erbrechen auftreten, sollte am Urlaubsort ein Arzt aufgesucht werden.

Durchfall

Tritt trotz aller Vorsichtsmaßnahmen am Urlaubsort Durchfall (Reisediarrhö) auf, besteht die wichtigste Maßnahme im Ersatz der verloren gegangenen Flüssigkeit und Mineralstoffe durch orale Rehydratationslösungen. Ähnlich wie Verstopfung kann auch Reisedurchfall als Reaktion auf ungewohnte Speisen und/oder Gewürze auftreten. Er kann jedoch auch die Folge einer Infektion mit Bakterien sein, die beispielsweise über ungewaschenes Obst oder ungenügend erhitzte Speisen in den Körper gelangt sind. In diesem Fall kann es zu Fieber und blutigem Durchfall kommen, ein Arztbesuch ist dann ratsam. Die Wirkstoffe Loperamid und Racecadotril dürfen bei Fieber und blutigem Durchfall nicht eingenommen werden.

Racecadotril-- Dieser Wirkstoff ist ein Sekretionshemmer, das heißt, er hemmt den Einstrom von Wasser in das Darmlumen und stoppt dadurch die Diarrhö. Es wird in der Selbstmedikation (von Erwachsenen) zunächst eine Kapsel von 100 Milligramm eingenommen, danach eine Hartkapsel dreimal täglich, am besten vor den Hauptmahlzeiten. Die Behandlung sollte bis zum Auftreten von zwei normalen Stuhlgängen fortgesetzt werden und sieben Tage nicht überschreiten.

Loperamid-- Dieser Wirkstoff bindet an Opiatrezeptoren in der Darmwand, hemmt dadurch die übermäßige Peristaltik, und der Darminhalt wird langsamer transportiert. Zur Selbstmedikation (ab 12 J.) ist Loperamid als 2 mg-Tablette, Hartkapsel und Lyophylisat erhältlich. Zu Beginn der Behandlung und nach jedem ungeformten Stuhl werden zwei Milligramm eingenommen. Eine tägliche Dosis von zwölf Milligramm darf bei Erwachsenen nicht überschritten werden. Zwischen zwölf und 18 Jahren beträgt die Tageshöchstdosis acht Milligramm. Die Behandlung kann beendet werden, wenn sich der Stuhlgang verfestigt hat oder sobald für mehr als zwölf Stunden kein weiterer Stuhlgang auftritt. Wenn es bei akutem Durchfall innerhalb von 48 Stunden nicht zur Besserung kommt, sollte Loperamid abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden.

Augenprobleme

Vor allem dann, wenn die An- und Abreise mit dem Flugzeug erfolgt, sollte im Handgepäck künstliche Tränenflüssigkeit, zum Beispiel auf Basis von Hyaluronsäure, mitgeführt werden. Denn die Kabinenluft im Flugzeug ist sehr trocken, wodurch die Augen gereizt werden können. Befindet sich der Urlaubsort in einer sonnenreichen Region, darf die Sonnenbrille nicht vergessen werden. Bei Sehhilfen mit dem Aufdruck „UV-400“ wird die UV-Strahlung bis zum Wellenlängen-Bereich von 400 Nanometern gefiltert. Das Tragen einer Sonnenbrille wird jedem Hauttyp empfohlen.

Schneeblindheit-- Starke UV-Strahlung kann eine akute Entzündung der Hornhaut oder der Bindehaut des Auges auslösen. Der Begriff Schneeblindheit ist entstanden, weil zu den Ursachen auch starke Lichtreflexionen durch Schnee zählen. Es kommt zu Symptomen wie erhöhter Lichtempfindlichkeit, stechenden Augenschmerzen, einem starken Fremdkörpergefühl, Rötungen der Bindehaut und tränenden Augen. Da diese Symptome auch bei einem Glaukom oder einem Fremdkörper in der Horn- oder Bindehaut auftreten können, sollte ein Augenarzt aufgesucht werden.

DEET und Icaridin schützen vor vielen Insekten.
   

Mückenschutz

Zur Abwehr von Stichen durch einheimische oder tropische Mücken sowie je nach Jahreszeit auch Zecken sind zahlreiche Präparate verfügbar. Die meisten enthalten die Wirkstoffe Diethyltoluamid (DEET) und Icaridin. Icaridin besitzt eine geringere Toxizität für Haut und Schleimhaut und greift Kunststoffe und Kleidung nicht an. Dagegen ist beim Auftragen von Zubereitungen mit DEET besondere Vorsicht erforderlich, da ansonsten Schäden an Brillen oder Schmuck auftreten können.

Ätherische Öle, die häufig als natürliche Alternative zu chemischen Repellenzien beworben werden, besitzen eine kürzere Wirkdauer als obige Wirkstoffe. Außerdem sind allergische Reaktionen sowie Augenreizungen möglich. Die Auswahl des Mückenschutzmittels richtet sich auch nach dem Alter der Reisenden. Produkte mit Icaridin sind in der Regel ab einem Alter von zwei Jahren, solche mit DEET ab drei Jahren einsetzbar.

Kleidung-- Zum Imprägnieren von Bekleidung eignen sich Sprays mit dem Wirkstoff Permethrin. Dieses Mittel bietet nach dem Auftragen einen vierwöchigen Schutz. Danach und nach dem Waschen der Kleidung muss das Imprägnieren wiederholt werden. Die Behandlung der Kleidung erfolgt am besten vor dem Urlaub im Freien oder in einem gut belüfteten Raum.

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© Foto: [M] annamoskvina / Getty Images / iStock

UV-Strahlen erhöhen das Hautkrebsrisiko. Sonnenschutzmittel, schützende Kleidung, Sonnenbrillen und hauttypspezifisches Verhalten sind besonders in sonnenreichen Regionen wichtig.

Sonnenschutz

Der UV-Anteil des Sonnenlichts erhöht das Hautkrebsrisiko. Dies ist der Hauptgrund für Sonnenschutzmaßnahmen, die in sonnenreichen Urlaubsregionen besonders wichtig sind. Neben Sonnenschutzmitteln sollte dabei auch an den Lichtschutz durch Textilien und Sonnenbrille und ein an den Hauttyp angepasstes Verhalten gedacht werden.

UV-A-Schutz-- Beim Kauf eines Sonnenschutzmittels sollten Kunden auf einen ausreichenden Schutz vor UV-A-Strahlung achten. Denn dieser Anteil des Sonnenspektrums erhöht nicht nur das Hautkrebsrisiko, sondern wird auch für die Hautalterung und für phototoxische und photoallergische Reaktionen von Arzneistoffen verantwortlich gemacht. Wenn ein Drittel der UV-Filter in einem Sonnenschutzmittel vor UV-A-Strahlung schützen, ist dies auf dem Behältnis an einem Kreis mit dem Schriftzug „UVA“ in der Mitte erkennbar.

Verhalten-- Die UV-Strahlung ist umso stärker, je näher der Urlaubsort dem Äquator ist. Zwischen elf und 15 Uhr sollte man sich nicht in der Sonne aufhalten. Auch unter Wasser, auf hellem Sand und im Schnee ist die Stärke der UV-Strahlung infolge von Reflexion noch sehr hoch.

Interessenskonflikt: Die Autorin erklärt, dass keinerlei Interessenskonflikte bezüglich des Themas vorliegen.

 

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