„Hirndoping“ ist weit verbreitet
Die groß angelegte, repräsentative Studie ergab, dass 70 Prozent der mehr als 22.000 Teilnehmenden Substanzen zur Erhöhung geistiger Leistung nahmen. Sie wollten auf diese Weise ihre Konzentrationsfähigkeit, Wachheit oder Gedächtnisfunktion steigern.
Repräsentative Ergebnisse
Nach Angaben der Forschenden der Universität Bielefeld, der Universität zu Köln, des Institut de recherches cliniques de Montréal in Kanada, der Universität Erfurt und der Universitätsklinik Köln handelt es sich um die bislang größte repräsentative Studie zur Verbreitung von Neuro-Enhancern (sinngemäß: Hirndoping-Mittel) in Deutschland.
Erfasst wurde, ob und wie häufig die Beteiligten in der Vergangenheit legale Mittel wie Koffein und Koffeintabletten, Nahrungsergänzungsmittel und Hausmittel, verschreibungspflichtige Medikamente und illegale Drogen zur Steigerung der geistigen Leistung nutzten, ohne dass es medizinische Gründe dafür gab.
Gefragt wurde auch nach persönlichen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund, Beschäftigungsstatus und Einkommen.
Koffeinhaltige Getränke weit vorne
Insgesamt haben laut der Befragung sieben von zehn Befragten (69,9 %) in den vergangenen zwölf Monaten mindestens eines der Mittel zur Leistungssteigerung genommen – viele davon konsumierten auch mehr als eine Substanz.
Am verbreitetsten waren koffeinhaltige Getränke, wozu neben Kaffee beispielsweise Energydrinks gehören: 64,2 Prozent der Befragten gaben an, diese in den vergangenen zwölf Monaten ausdrücklich mit dem Ziel einer Leistungssteigerung konsumiert zu haben.
Am zweithäufigsten kamen Nahrungsergänzungsmittel und Mittel wie Ginkgo biloba zum Einsatz (31,4 %).
Medikamente zur Leistungssteigerung
3,7 Prozent der Befragten gaben zudem an, aktuell ohne medizinische Notwendigkeit verschreibungspflichtige Medikamente (z. B. Antidepressiva, Betablocker, ADHS-Medikamente, Stimulanzien, Beruhigungsmittel, Analgetika) einzunehmen, was immerhin etwa 2,5 Millionen Nutzenden entspricht. „Von diesen Personen gab knapp jede Dritte an, solche Mittel innerhalb eines Jahres sogar 40-mal und häufiger genutzt zu haben“, heißt es in einer Mitteilung. Etwa 40 Prozent der Befragten lehnen eine künftige Nutzung solcher Medikamente zur Leistungssteigerung nicht grundsätzlich ab.
Außerdem gaben 4,1 Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis genutzt zu haben. Autorinnen und Autoren vermuten, um Stress abzubauen und wieder leistungsfähig zu werden oder auch um die Kreativität anzuregen. Die Einnahme illegaler Substanzen wie Kokain oder Amphetamin war im Zwölfmonatszeitraum mit 1,4 Prozent eher selten.
Die Einnahme der verschiedenen Substanzen variiert über die gesellschaftlichen Gruppen. Interessant sei beispielsweise, dass Männer eher zu Koffeintabletten und illegalen Drogen wie Kokain griffen als Frauen, um ihre geistige Leistung zu steigern. Auch in städtischen im Vergleich zu ländlichen Gebieten zeichnete sich eine stärkere Verbreitung illegaler Drogen ab.
Quelle: IDW