Kurzer Mittagsschlaf lässt Blutdruck sinken
Mehr Bewegung, weniger Pfunde auf der Waage, gesündere Lebensmittel auf dem Teller, weniger Salz und Alkohol und endlich Schluss mit der Qualmerei – Hochdruckpatienten können ihr Krankheitsgeschehen beeinflussen, indem sie ihren Lebensstil in gesunde Bahnen lenken. Mit jeder dieser Einzelmaßnahmen sinkt der Blutdruck früheren Studien zufolge um 3 bis 5 mmHg.
Ob ein solcher Effekt auch einfach im Schlaf erreicht werden kann, haben sich Dr. Manolis Kallistratos vom Asklepeion General Hospital in Athen und Kollegen gefragt und dies in einer prospektiven Studie mit 212 Hypertonikern untersucht.
Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 62 Jahren, der mittlere Body Mass Index bei 29 kg/m2 und die 24-h-Blutdruckmessung ergab einen Mittelwert von 130/77 mmHg. 70 Prozent der Studiengruppe waren Nichtraucher, bei 75 Prozent lag kein Diabetes vor. 57 Prozent der Studienteilnehmer hatten in den vorausgehenden sechs Monaten häufiger als dreimal pro Woche nach dem Essen einen Mittagsschlaf von durchschnittlich 49 Minuten gehalten. Auch am Tag der ambulanten Blutdruckmessung hatten diese Personen mittags gewohnheitsgemäß geschlummert.
Bei den Mittagsschläfern wurden sowohl bei der 24-h-Messung als auch bei den Messungen tagsüber im Durchschnitt signifikant niedrigere systolische Werte gemessen als bei den Nichtschläfern (128 vs. 133 mmHg bzw. 129 vs. 135 mmHg). Diese Beobachtungen waren unabhängig vom nächtlichen Blutdruckabfall (Dipper oder Non-Dipper).
In der linearen Regressionsanalyse ermittelten Kallistratos und Kollegen für jede Stunde Mittagsschlaf eine durchschnittliche Senkung des systolischen 24-h- und des Praxisblutdrucks um 3 mmHg. Die Anzahl der Hochdruckmedikamente, die Pulswellengeschwindigkeit, der Augmentationsindex sowie echokardiografische Parameter hatten keinen Einfluss auf das Ergebnis.
Damit liegt die Blutdrucksenkung, die durch einen relativ regelmäßigen Mittagsschlaf erreicht wurde, etwa im Bereich dessen, was die bislang empfohlenen Lebensstiländerungen bewirken. Obwohl der hier ermittelte Effekt gering sei, so Kallistratos und Kollegen, sei er doch wesentlich, da bereits eine Reduktion des systolischen Blutdrucks um 2 mmHg das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um bis zu zehn Prozent senken könne.
Während die aktuellen Ergebnisse einige frühere Studien bestätigen, finden sich bei einer Schlafdauer von mehr als 60 Minuten aber auch Daten zu einer Steigerung des Hypertonie- und kardialen Risikos. Kallistratos und seine Kollegen vermuten den Grund hierfür darin, dass einerseits ohnehin gesundheitlich beeinträchtigte Personen zu längeren Schlafphasen neigen und andererseits bei einer Schlafdauer von etwa 70 Minuten die erste REM-Phase erreicht wird, während der aufgrund der sympathischen Aktivierung unter anderem der Blutdruck steigt. In der aktuellen Studie schliefen die Teilnehmer dagegen durchschnittlich nur 49 Minuten.
Wenn sich die hier gesehenen Befunde in weiteren prospektiven Untersuchungen bestätigten, so die Studienautoren, hätte man eine einfache und kostenneutrale Lebensstilempfehlung mehr, der viele Patienten möglicherweise gerne folgten.
Quelle: Ärzte Zeitung