Ramadan und Arzneimittel: Das können Sie Muslimen raten

Müssen Angehörige des muslimischen Glaubens zum Beispiel wegen einer chronischen Krankheit Medikamente einnehmen, kann das Fasten deren Wirkweise beeinflussen. Daher sollten chronisch Kranke vor dem Fasten in der Apotheke oder in der Arztpraxis beraten lassen und gegebenenfalls einen Gesundheitscheck durchführen lassen.
Stoffwechsel reagiert aufs Fasten
Das Fasten beeinflusst Stoffwechselvorgänge, sodass der Körper oftmals verändert auf Arzneimittel reagieren kann. Eine gewohnte Dosierung kann auf einmal viel zu hoch sein und gesundheitliche Probleme verursachen, berichtet die Apothekerkammer Niedersachsen in einer Mitteilung. Beispielsweise sollten Diuretika in angepasster Dosis eingenommen werden, um eine Dehydration zu vermeiden.
Die ABDA weist in einer Meldung darauf hin, dass einige Arzneimittel dafür vorgesehen sind, vor einer Mahlzeit eingenommen zu werden. Werden sie spät abends nach einer schwer verdaulichen nächtlichen Mahlzeit eingenommen, kann ihre Wirkung unvorhersehbar verstärkt werden. Ein Beispiel dafür sind Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Lercanidipin.
Die Entscheidung über eine Dosisanpassung treffen die Ärztin oder der Arzt. Auch andere Medikamente können nach ärztlicher Entscheidung während des Fastens unter Umständen geringer dosiert werden. Hierzu gehören zum Beispiel Arzneimittel, die Komplikationen und Gesundheitsrisiken bei Erkrankungen durch Übergewicht verringern.
Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz oder chronischer Niereninsuffizienz sollten komplett auf das Fasten verzichten.
Wie lange dauert der Ramadan?
Der Start von Ramadan ist abhängig davon, wann der Mond gesichtet wird. Im Jahr 2025 beginnt der Fastenmonat am 1. März und endet am 29. März. Das Ramadanfest (Eid-ul-Fitr) wird am 30. März 2025 gefeiert.
Tablette nicht einfach weglassen
Patientinnen und Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen und dennoch fasten möchten, stehen während des Ramadan vor einer weiteren großen Herausforderung: Die Einnahme vieler Arzneimitteln, darunter neben Tabletten auch Nasentropfen und Zäpfchen, ist tagsüber nicht erlaubt.
Doch Betroffene sollten auf keinen Fall eigenmächtig auf ihre Medikamente verzichten oder den Einnahmezeitpunkt verschieben, warnt die Apothekerkammer Niedersachsen. Die Zeiten zur Einnahme von Medikamenten dürfen nur sorgfältig und sehr individuell verschoben werden. Beispielsweise können Patientinnen und Patienten orale Schilddrüsenmedikamente nach Beratung in der Apotheke einige Stunden früher als gewohnt einnehmen.
Ausgenommen von dem Anwendungsbeschränkungen sind beispielsweise Medikamente zum Inhalieren, Salben und Augentropfen.
Sonderfall Diabetes
Bei Diabetespatientinnen und -patienten drohen durch das Fasten tagsüber Hypo- und nach dem abendlichen Fastenbrechen Hyperglykämien. Raten Sie diesen Kundinnen und Kunden unbedingt zum Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt. Diese können entscheiden, ob und wie die Medikation angepasst werden muss. Zum Beispiel können Metformin, DPP-4-Inhibitoren, SGLT-2-Inhibitoren oder GLP-1-Analoga in der Regel weiter eingenommen werden. Hier ist aber die Dosis an die veränderte Energiezufuhr anzupassen.
Sulfonylharnstoffe hingegen bergen ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien und somit für kardiovaskuläre Komplikationen. Diese sollten während des Ramadans nur vor dem Fastenbrechen genommen werden. Die Insulintherapie kann individuell an die Energiezufuhr angepasst werden. Wichtig ist es, die morgendliche Insulindosis zu überprüfen, um Unterzuckerung zu vermeiden.
Experten empfehlen zudem, das Fasten umgehend zu unterbrechen, sobald der Blutzucker auf Werte unter 70 mg/dl abfällt beziehungsweise auf über 300 mg/dl ansteigt oder auch wenn Symptome der Unterzuckerung, Dehydrierung oder andere Symptome auftreten.
Weitere Tipps
Prinzipiell sollten Fastende während des Ramadan nicht mehr Kalorien zu sich nehmen als sonst. Die Kalorienzufuhr nach Sonnenuntergang sollte nicht höher sein als der übliche Tagesbedarf.
Beispielsweise ist eine nur geringfügig gesalzene Suppe vor Sonnenaufgang gut geeignet, um ohne Flüssigkeit gesund durch den Tag zu kommen.
Auch sportliche Aktivitäten sollten weiterhin ausgeübt und lediglich angepasst werden, damit der Körper nicht aufgrund zu geringer Belastung Muskeln abbaut.
Quelle: Apothekerkammer Niedersachsen, DAS PTA MAGAZIN, ABDA