Vogelgezwitscher fördert die mentale Gesundheit
In der Studie verglichen die Forschenden Verkehrslärm und Vogelgesang und deren Wirkungen auf Stimmung, Paranoia und kognitive Leistung. Dazu führten sie ein randomisiertes Online-Experiment mit insgesamt 295 Teilnehmenden durch.
Diese hörten sechs Minuten lang entweder typische Verkehrsgeräusche oder Vogelgesänge – dabei variierte die Anzahl der verschiedenen Verkehrsgeräusche und Vogelstimmen. Vor und nach den Hörproben füllten die Teilnehmenden Fragebögen zur Erfassung der mentalen Gesundheit aus und erhielten Kognitionsaufgaben.
Weniger Angst durch das Hören von Vogelstimmen
Die Ergebnisse legen nahe, dass das Hören von Vogelstimmen Ängstlichkeit und Paranoia bei gesunden Teilnehmenden verringert. Auf depressive Zustände scheinen sie in diesem Experiment keinen Einfluss zu haben.
Verkehrslärm dagegen verschlimmerte generell depressive Zustände, besonders bei einer Tonspur, die viele verschiedene Verkehrsgeräusche beinhaltete.
Während der positive Einfluss von Vogelgeräuschen auf die Stimmung bereits bekannt ist, zeigt diese Studie nach Kenntnis der Autoren erstmalig einen Effekt auf paranoide Zustände. Dabei war es nicht relevant, ob der Gesang von vielen verschiedenen Vogelarten oder nur von zwei Spezies kam. Keinen Einfluss von Vogelgesang wie auch Verkehrslärm konnten die Wissenschaftler auf die kognitive Leistung feststellen.
Möglicherweise unterschwellig wirksam
Die Wissenschaftler halten es für möglich, dass Vogelstimmen unterschwellig mit einer intakten natürlichen Umgebung in Verbindung gebracht werden. Diese könnten die Aufmerksamkeit von Stressoren ablenken, die ansonsten eine akute Bedrohung signalisieren, so die Vermutung.
Vogelgesang könnte also zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Schon das Anhören einer Klang-CD wäre eine einfache, leicht zugängliche Intervention, heißt es von Seiten der Forschenden. Noch effektiver wäre vermutlich der Aufenthalt in der freien Natur.
Auf jeden Fall liefern die Ergebnisse aus Sicht der Wissenschaftler interessante Ansätze für weitere Forschung und Anwendung, wie die aktive Manipulation von Geräuschkulissen in verschiedenen Situationen oder ihre Untersuchung der Wirkung auf Menschen mit diagnostizierten Angststörungen und Paranoia.
Quelle: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung